Projektaufgabe: Videos in der Schule
Videos zu produzieren ist nicht nur etwas für Profis. Smartphones und einfache Schnittprogramme machen es möglich, dass auch Schülerinnen und Schüler spannende Videoprojekte umsetzen können. Doch wie wird ein solches Projekt zu einer erfolgreichen Unterrichtsaufgabe? Folgend einige Tipps, wie du eine Videoproduktion angehst, Unterstützung bietest und die Ergebnisse fair bewerten kannst.
Inhaltsverzeichnis
Die richtige Aufgabenstellung für das Videoprojekt
Für ein erfolgreiches Videoprojekt solltest du zuerst die Aufgabe und Ziele klar formulieren. Dazu gehört neben dem eigentlichen Thema auch die Länge und Art des Videos. Wichtig ist eine detaillierte Aufgabenstellung vor allem für die spätere Bewertung und Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Aber auch den Schülerinnen und Schülern muss klar sein, was von ihnen erwartet wird und wo die Schwerpunkte liegen. Grundsätzlich eignen sich Themen und Formate, die eine “natürliche” Begrenzung haben besonders gut. Das kann z. B. ein Werbespot für eine (fiktive) Partei sein, der auf wenige Minuten begrenzt ist und einen bekannten Aufbau hat oder eine Nachrichtensendung, die durch etablierte Standards ebenfalls einen Projektrahmen bietet.
Du solltest unbedingt zu große und ungenaue Projekte vermeiden. Ich selbst hatte schon eine Anfrage von einer Schülergruppe für die Unterstützung bei einem solchen Videoprojekt. Die Aufgabe war hier sinngemäß: “Produziere ein halbstündiges Video zum Thema Mobbing”. Mehr Informationen oder Unterstützung kam damals von der Lehrkraft laut den Jugendlichen nicht. Das hat mich ehrlicherweise sehr überrascht und mich dazu veranlasst, zu diesem Thema einen Kurs anzubieten. Das Problem an dieser Aufgabenstellung betrifft gleich zwei Ebenen: Zum einen ist das Thema zu unkonkret und die Ergebnisse sind später wohl kaum vergleichbar, zum anderen ist alles über 5-10 Minuten Länge nicht in einer ordentlichen Qualität im Schulalltag umzusetzen.
Ein Beispiel: Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen der Videowerkstatt Öhringen (eine Art Video-AG auf städtischer Ebene) einen Kurzfilm zu genau diesem Thema mit Schülerinnen und Schülern produziert. Zugegeben ging hier der Anspruch über eine Schulaufgabe deutlich hinaus, aber wir hatten am Projekt über mehrere Jahre gearbeitet gut drei Wochen durchgehend gedreht. Die Laufzeit des finalen Films lag schließlich bei 22 Minuten. Selbst für eine Schulaufgabe wäre eine solche Länge nur mit mehreren Drehtagen und viel Zeit für den Schnitt in einer angemessenen Qualität umzusetzen. Mein Tipp daher: Begrenze die Videodauer auf etwa 5-10 Minuten.
Du solltest für eine gute Aufgabestellung ein paar wichtige Punkte beachten:
- Wähle ein Thema, das zum Unterricht passt, aber dennoch Raum für kreative Ansätze lässt. Grenze daher nicht zu stark ein. Du kannst dir auch ein fächerübergreifendes Thema überlegen, was oftmals spannende Ansätze ermöglicht. Tausche dich dazu im Kollegium aus und frage nach, ob Interesse besteht.
- Bespreche in der Klasse das Format, die Länge und die Schwerpunkte der Videoproduktion. Soll es sich um einen fiktiven Spielfilm handeln, ein Interview oder ein Erklärvideo? In diesem Artikel habe ich dir fünf Ideen aufgeführt.
- Plane genug Zeit ein und überlege, ob du die Aufgabe im Unterricht umsetzen möchtest oder als eine Art Hausaufgabe.
- Benne klar, wie das Ergebnis später bewertet werden soll. Bei großen Projekten kannst du das Ergebnis z. B. auch wie eine Klassenarbeit werten.
Einweisung und Unterstützung der Schülerinnen und Schüler
Die Schülerinnen und Schüler solltest du während der kompletten Projektarbeit unterstützen. Insbesondere die nachfolgenden Projektphasen sind von Bedeutung:
- Gib von Anfang an ein klare Struktur vor und unterstütze bei der Planung. Bilde dazu am besten recht früh Gruppen aus etwa 3-5 Schülerinnen und Schülern und bespreche, welche Rollen und Aufgaben verteilt werden sollen. Nutzte für die Planung zudem Vorlagen für z. B. das Drehbuch oder ein Storyboard (gezeichnete Bilder einzelner Szenen) und ermögliche ein selbstständiges Erarbeiten des Themas. Sofern nötig, gib Unterstützung bei der Ideenfindung und möglichen Umsetzungen.
- Erkläre die Technik und auf was besonderen Wert gelegt werden sollte. Zeige am besten vor der Produktion verschiedene Aufnahmemodi an der Kamera, wie ein guter Ton gelingt und die Kamera positioniert werden sollte. Gleiches gilt auch für den Videoschnitt. Hier solltest du die grundlegende Funktionsweise zeigen. Bei der Wahl der richtigen Software solltest du auf ein einfaches Programm setzen, das nach Möglichkeit auf der Hardware der Schule läuft oder für den Einsatz zu Hause kostenlos verfügbar ist. So bietet sich auf Apple Geräten oder iPads iMovie an. Das komplexe aber kostenlose DaVinci Resolve eignet sich nur bedingt und erfordert viel Einarbeitungszeit.
- Biete regelmäßig Feedback an. Da sich die Projektarbeit vermutlich über einen längeren Zeitraum zieht, gib immer wieder Feedback zu Zwischenergebnissen oder stehe für Rückfragen zur Verfügung. Achte dabei aber darauf, dass die Motivation für kreative Ideen nicht verloren geht.
Faire Bewertung der Videos
Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten die Kriterien bereits bei der Aufgabenstellung klar definiert und den Schülerinnen und Schülern erklärt werden. Das können die folgenden sein:
- Inhaltliche Qualität: Wurde das Thema verständlich und kreativ umgesetzt?
- Technische Umsetzung: Ist die Video- und Tonqualität angemessen? Achte hier unbedingt darauf, dass alle eine ähnliche Technik (z. B. das Smartphone) verwenden und du diese im Vorfeld erklärt hast. Denn die technische Umsetzung kann oft auch unterbewusst andere Bewertungskriterien verfälschen. Ein schlechter Ton beispielsweise lenkt ab und reduziert den Wert des Videos, selbst wenn der Inhalt gut ist. Bewerten solltest du daher nicht die Bild- oder Tonqualität an sich, sondern z. B. die Kameraführung, Bildgestaltung oder auch die Wahl eines guten Drehorts. Das sind nämlich kreative Entscheidungen, die im besten Fall den Inhalt stärken.
- Struktur und Dramaturgie: Ist das Video gut aufgebaut? Gibt es einen roten Faden? Welche Ideen haben dich überrascht? Du kannst dich hier recht gut an der Drei-Akt-Struktur orientieren und insbesondere auf die Einleitung und den Schluss schauen.
- Teamarbeit: Wie gut hat die Gruppe zusammengearbeitet? Gab es eine faire Rollenverteilung? Das kannst du natürlich nur beurteilen, wenn die Jugendlichen das Thema während der Unterrichtszeit bearbeiten. Du kannst aber – insbesondere bei größeren Gruppen – auch ein Making-of zur Aufgabenstellung hinzufügen. Das bedeutet die Gruppe soll auch die Entstehung des Projekts dokumentieren, die Probleme und Erfolge aufschreiben oder sogar filmen. Daraus lässt sich dann oft auch eine gute Teamarbeit ableiten.
Anhand dieser Kriterien kannst du dann mit Hilfe eins Bewertungsbogens eine faire Einstufung vornehmen und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Vergib am besten Prozentpunkte für einzelne Kriterien. Zusätzlich können in die Bewertung auch Faktoren wie der Lernfortschritt, das Feedback der Schülerinnen und Schüler untereinander oder auch individuelle Stärken einzelner einfließen. Letzteres solltest du aber nicht in den Fokus rücken, da eine Videoproduktion immer eine Teamarbeit ist und viele verschiedene Rolle besetzt werden müssen.
Mehr Unterstützung gewünscht? Kurzer Online-Kurs zum Thema.
Wenn du mehr darüber erfahren möchten, wie du Videoprojekte professionell und effizient im Unterricht integrieren kannst, dann ist unser Online-Kurs genau das Richtige für dich. Hier lernst du, wie du Projekte planst, die Schüler/innen unterstützen kannst und die Ergebnisse fair bewertest. Mit passenden Vorlagen und Materialien kannst du sofort loslegen.