Videos im Unterricht und in der Lehre: Livestream aus dem OP-Saal
Dieser Artikel wurde zuletzt am 4. September 2025 aktualisiert.
Videos und Livestreams gehören heute für viele Menschen selbstverständlich zum Alltag: das YouTube-Video in der Bahn, die Netflix-Serie am Abend oder die Tagesschau zur Information. Doch ihr Einsatz beschränkt sich nicht nur auf Freizeit und Unterhaltung. Immer häufiger spielen Videos im Unterricht oder im beruflichen Kontext eine zentrale Rolle – manchmal sogar an Orten, an denen man es gar nicht vermuten würde.
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Beispiel: Livestream aus dem OP-Saal
Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, einen Operationssaal einer Uniklinik zu besuchen. Neben den typischen medizinischen Geräten fiel mir sofort die umfangreiche Medientechnik auf: eine Kamera auf einem speziellen Kamerakran, ganze Racks (Schränke, in denen die Geräte eingebaut werden) mit Übertragungstechnik und ein Headset am Kopf der operierenden Ärztin.
Der Hintergrund: Die Operation wurde live in einen Hörsaal übertragen. Die Studierenden konnten in Echtzeit zuschauen und dem Professor im Hörsaal Fragen zur Operation stellen. Dabei war sogar eine direkte Kommunikation zwischen Professor und behandelnder Ärztin möglich.
Diese Form der Vermittlung geht weit über das hinaus, was ein Lehrbuch oder eine PowerPoint-Präsentation leisten kann. Komplexe Abläufe wurden unmittelbar sichtbar, Entscheidungen konnten nachvollzogen und die Dynamik eines realen Eingriffs erlebt werden. Damit eröffnete sich eine neue Dimension des Lernens, die theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung verbindet.
In diesem konkreten Beispiel hatte die Übertragung sogar noch einen weiteren Vorteil: Da es sich um einen Eingriff im Mund handelte, war die Sicht für die umstehenden Personen nur sehr eingeschränkt. Durch die Kamera bzw. die Übertragung konnte man eine bessere Sicht auf das Geschehen erhalten und gleichzeitig sparte man sich Besuche von Studierenden im OP-Saal, was an einer Uniklinik aber auch nichts Ungewöhnliches ist.
Da sich der Livestream außerdem aufzeichnen lässt, kann man sich die Operation auch im Nachgang erneut anschauen. Das ist nicht nur für die Patienten eine interessante Option (sofern man das sehen möchte), sondern kann vor allem auch für Studierende Vorteile bringen, wenn sie sich den Eingriff, oder einzelne Schritte davon, zur Wiederholung nochmal anschauen möchten.
Videos sind in der Bildung vielseitig einsetzbar
Der Livestream aus dem OP ist sicherlich eher eine spezielle Anwendung von Videos und Livestreams im Uni-Alltag. Aber Videos lassen sich im Uni-Alltag auch an unzähligen weiteren Stellen einsetzen. Das reicht von der einfachen Aufzeichnung der Vorlesungen über virtuelle Exkursionen bis hin zur Übertragung von Experimenten oder Arbeitsschritten unter dem Mikroskop. Auch hier können Videos bzw. Liveübertragungen Inhalte anschaulicher, lebendiger oder sogar erst möglich machen. Man denke nur an gefährliche Explosionen oder giftige Dämpfe. Wenn man zudem mit einem Zeitlupeneffekt arbeitet, ergeben sich noch einmal mehr Möglichkeiten.
Die Steigerung dieser Ansätze kann dann der Inverted Classroom sein, beim dem klassische Präsenz-Vorlesungen wegfallen und durch Aufzeichnungen ersetzt werden. In den Präsenzvorlesungen können dann die in der Aufzeichnung behandelten Inhalte gemeinsam besprochen und Fragen geklärt werden.
Videos im Unterricht: Chancen für Lehrkräfte
Der Grundgedanke hinter der Nutzung von Videos und Livestreams lässt sich von der Uni auch auf die Schule übertragen: Videos können den Unterricht nicht nur anschaulicher, sondern auch interaktiver und nachhaltiger machen. Dabei lohnt es sich, über folgende Fragen nachzudenken:
- Wie lassen sich Videos einsetzen, um Inhalte lebendiger zu gestalten?
- Welche Themen profitieren besonders von visueller Darstellung?
- Welche Formen (Erklärvideo etc.) passen zu meinem Fach und meinen Lernzielen?
Dabei gibt es je nach Fach verschiedene Ideen zur Umsetzung: Aufzeichnung von Experimenten in den Naturwissenschaften (auch mit der Möglichkeit zu Slow-Motion oder Zeitrafferaufnahmen), virtuelle Exkursionen in Geografie oder zu Analysezwecken im Geschichtsunterricht. Ein paar Tipps und Ideen gibt es auch hier.
Obwohl der oben genannte Inverted Classroom im Schulunterricht wahrscheinlich nur schwer konsequent umsetzbar ist, kann es sich bei einzelnen Themen durchaus anbieten, ein Erklärvideo zu erstellen, welches die Schülerinnen und Schüler als Hausaufgabe anschauen sollen. Die Übungsaufgaben werden dann anschließend im Unterricht bearbeitet, wo eventuelle Fragen direkt geklärt werden können.
ℹ️ Videos sind weit mehr als ein reines Unterhaltungsmedium. Richtig eingesetzt können sie den Unterricht bereichern, komplexe Inhalte greifbarer machen und neue Lernwege eröffnen. Der Schlüssel liegt darin, Videos nicht nur „abzuspielen“, sondern sie aktiv und didaktisch durchdacht in den Unterricht einzubinden.
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Tag:Ideen, Livestream