Wie Lehrkräfte Erklärvideos erstellen können
Erklärvideos sind aus dem Bildungsalltag nicht mehr wegzudenken. Sie helfen, komplexe Inhalte anschaulich zu vermitteln und machen das Lernen zeitlich flexibel. Besonders für Themen, die immer wieder erklärt werden müssen, lohnt sich der Einsatz eigener Videos. Du brauchst dafür kein Studio, hochwertige Hardware und auch keine Vorerfahrung in der Videoproduktion. Ein Tablet, ein gutes Mikrofon und ein klarer Ablauf reichen oft schon aus. Entscheidend ist, dass du weißt, wie du startest.
In diesem Artikel zeige ich dir drei typische Szenarien aus dem Schulalltag, einer Hochschule und der Weiterbildung. Du lernst, welche Tools sich bewährt haben, wie du deine Stimme klar aufnimmst und wie du dein Video anschließend weitergeben kannst. Alle Empfehlungen basieren auf eigenen Produktionserfahrung und lassen sich direkt in die Praxis umsetzen.
Inhaltsverzeichnis
Beispiel aus der Schule: Mathe erklären mit dem iPad
Warum ist ein Video sinnvoll?
Statt das Tafelbild immer wieder neu zu erklären, kannst du den Ablauf einmal als Video aufnehmen. Besonders in Mathe oder anderen naturwissenschaftlichen Fächern kann sich das lohnen. Du gibst deinen Schülerinnen und Schülern damit die Möglichkeit, den Stoff in ihrem eigenen Tempo zu wiederholen. Die Möglichkeit zu pausieren oder wiederholen entlastet am Ende nicht nur dich, sondern hilft auch beim Verstehen.
Was du dafür brauchst
Ich empfehle dir ein iPad mit einem Apple Pencil, aber natürlich eignen sich auch Geräte anderer Hersteller. Viele Schulen haben aber bereits Geräte angeschafft, und das iPad ist hier weit verbreitet. Mit dem Stift kannst du Formeln oder Skizzen per Hand schreiben. Die Bildschirmaufnahme ist direkt im System integriert, du musst also keine zusätzliche App installieren. Für deine Aufzeichnung öffnest du einfach eine Notiz-App oder verwendest eine weiße Fläche in einer Zeichen-App. Während du erklärst und schreibst, läuft die Aufnahme im Hintergrund mit.
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So klingt deine Stimme besser
Ein gutes Mikrofon macht den Unterschied. Wenn du mit dem iPad arbeitest und nur deine Stimme aufzeichnen möchtest, empfehle ich dir ein kompaktes Tischmikrofon wie das RØDE NT-USB Mini. Es liefert eine deutlich bessere Tonqualität als das integrierte Mikrofon und ist ideal für Sprachaufnahmen am Schreibtisch. Du brauchst kein Lavalier und auch kein Funkmikrofon, da du nicht im Bild zu sehen bist.
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Video schneiden und teilen
Dein Video muss nicht perfekt sein. Oft reicht es am Anfang und Ende etwas zu kürzen. Dafür eignet sich iMovie, das bereits auf dem iPad vorinstalliert ist. Wenn du mehr Funktionen willst, kannst du z.B. CapCut nutzen kostenlos und einfach zu bedienen. Das fertige Video kannst du, wenn deine Schule das eingerichtet hat z.B. über Moodle hochladen. Alternativ kannst du es auf einen USB-Stick kopieren oder als QR-Code auf ein Arbeitsblatt drucken und z.B. auf YouTube verlinken. So haben deine Schülerinnen und Schüler immer Zugriff darauf.
ℹ️ Es gibt zahlreiche YouTube Kanäle, die von Lehrkräften betrieben werden. Wenn du gefallen daran findest, probiere es doch einfach mal aus. Damit deine Videos gefunden werden, habe ich dir ein paar Tipps zusammengestellt.
Beispiel aus der Hochschule: Präsentation per Screencast und Webcam
Typischer Einsatz: PowerPoint kommentieren
In der Hochschule kommen PowerPoint-Präsentationen regelmäßig zum Einsatz, zum Beispiel um Abläufe oder Zusammenhänge zu erklären. Ein Erklärvideo hilft dabei, diese Inhalte auch außerhalb der Vorlesung verständlich zu vermitteln. So können Studierende das Material in ihrem eigenen Tempo durchgehen und sich gezielt auf Übungen oder Prüfungen vorbereiten. Das ganze kann daher auch wunderbar als Ergänzung oder zur Festigung dienen. Ein Screencast mit begleitender Stimme ist dafür eine gute Lösung. Noch besser wirkt das Video, wenn du dich dabei selbst mit einblendest. Das schafft Nähe und macht das Lernmaterial persönlicher.
So nimmst du dein Video auf
Ich empfehle dir, deine Präsentation mit der kostenlosen Software OBS Studio aufzunehmen. Das Programm erlaubt es dir, deinen Bildschirm aufzuzeichnen und gleichzeitig deine Webcam einzublenden. Das sorgt für mehr Nähe und macht das Video lebendiger. Wie genau das funktioniert, erkläre ich dir später. Wenn du das nicht verpassen willst, melde dich gerne für unseren Newsletter an.
Als Alternative dazu kannst du aber auch direkt PowerPoint nutzen, da die Software eine Aufnahmefunktion für sowohl die Präsentation, eine Webcam als auch für den Ton bietet. Die Aufzeichnung kannst du dann ganz einfach als Video exportieren.
Das brauchst du an Technik für die Aufnahme
Für gute Videoqualität empfehle ich dir dir eine gute Webcam, wie die beliebte Logitech C920 HD Pro. Sie liefert ein scharfes Bild, hat einen Autofokus und funktioniert zuverlässig. Wichtig ist aber auch die Beleuchtung. Wenn du oft aufzeichnest, lohnt sich ein Elgato Key Light Air. Es sorgt für gleichmäßiges Licht und lässt sich bequem per App steuern.
Beim Ton solltest du nicht sparen. Ich empfehle dir ebenfalls das RØDE NT-USB Mini. Es ist kompakt, einfach einzurichten und liefert klaren, warmen Klang. Wenn du mehr willst, sind das Sennheiser Profile USB Mic oder das Shure MV7 eine sehr gute Wahl – beide sind auch für Podcasts oder professionelle Vorträge geeignet.
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Beispiel aus der Erwachsenenbildung: Praxisnah mit dem Smartphone
Flexibel arbeiten mit einfachen Mitteln
In der Erwachsenenbildung (z.B. in für einen VHS Kurs) solltest du möglichst flexibel sein und verschiedene Formate umsetzen können. Vielleicht möchtest du eine Gesprächsübung demonstrieren, eine Methode erklären oder den Ablauf einer Aufgabe zeigen. Dafür brauchst du tatsächlich keine große Technik. Ein aktuelles Smartphone, ein gutes Mikrofon und ein ruhiger Raum reichen oft völlig aus.
So gelingt deine Aufnahme mit dem Smartphone
Positioniere dein Smartphone möglichst auf Augenhöhe, am besten im Querformat. Ich empfehle dir ein kleines Tisch- oder Bodenstativ mit flexibler Halterung, zum Beispiel von Ulanzi. Achte darauf, dass der Hintergrund ruhig bleibt und du genug Abstand zur Kamera hast. Deine Zuschauer sollen sich auf dich und den Inhalt konzentrieren können. Im Artikel für Smartphone-Zubehör findest du weitere sinnvolle Geräte und Stative, um deine Aufnahmen noch weiter zu verbessern.
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💡 Tipp: Auch wenn es dir vielleicht schwer fällt, aber versuche die Hauptkamera deines Smartphones zu verwenden. Diese ist in der Regel qualitativ besser als deine Selfie-Kamera. Damit ist aber der Smartphone-Bildschirm nicht sichtbar.
Klare Sprache mit gutem Ton
Für Sprachaufnahmen empfehle ich dir das BOYA BY-V20 Funkmikrofon. Es ist speziell für Android-Smartphones mit USB-C-Anschluss gemacht und funktioniert ohne zusätzlichen Adapter. Das Mikrofon ist leicht, digital angebunden und liefert eine saubere Aufnahmequalität. Falls du mit einem iPhone arbeitest, kannst du das BOYA BY-V10 mit Lightning-Anschluss verwenden.
Ansonsten ist das Rode Wireless GO eine professionelle Alternative. Damit arbeitest du kabellos und kannst zusätzlich ein Lavalier-Mikrofon wie das RØDE Lavalier GO anschließen.
❗ Achtung: Für den Einsatz mit dem Smartphone brauchst du ein zusätzliches Adapterkabel, wie das RØDE SC7 oder einen passenden USB-C-/Lightning-Adapter, je nach Gerät.
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Gute Bedingungen schaffen
Sorge für eine ruhige Umgebung und möglichst wenig Hall. Ein Raum mit Teppich oder Regalwand hilft schon, den Klang natürlicher wirken zu lassen. Wenn du kein gutes Tageslicht hast, kannst du ein einfaches Ringlicht nutzen. Das sorgt für gleichmäßige Ausleuchtung und lässt dich im Video klar und professionell wirken.
ℹ️ Ein Ton, der viel Hall enthält, lässt sich in der Regel kaum mehr in der Nachbearbeitung retten. Es gibt zwar mittlerweile ein paar recht brauchbare KI-Tools, aber wirklich gute Ergebnisse darfst du nicht erwarten. Achte also auf eine passende Umgebung für deine Aufnahme.
So startest du mit deinem ersten Erklärvideo
Ob in der Schule, an der Hochschule oder in der Erwachsenenbildung – ein eigenes Erklärvideo zu erstellen ist einfacher, als viele denken. Du brauchst keine große Ausrüstung, kein Schnittprogramm und kein technisches Vorwissen. Viel wichtiger ist, dass du dein Thema klar strukturierst und eine einfache Lösung wählst, die zu deinem Unterricht passt.
Ein iPad mit Bildschirmaufnahme und gutem Ton reicht für viele schulische Erklärvideos vollkommen aus. In der Hochschule kannst du mit Webcam, Mikrofon und Screencast-Software professionelle Ergebnisse erzielen, die deine Lehrveranstaltung sinnvoll ergänzen. Und wenn du in der Erwachsenenbildung arbeitest, bringt dich dein Smartphone schnell und unkompliziert ans Ziel.
Wichtig ist vor allem, dass du beginnst. Mit jeder Aufnahme wirst du sicherer, klarer und routinierter. Du wirst merken, was funktioniert und was du noch verbessern kannst. Und das Beste daran: Deine Videos stehen dir dauerhaft zur Verfügung.
Machst du schon Videos für deinen Unterricht? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Schreibe es gerne in die Kommentare.
Tag:DIY, Erklärvideo, Smartphone, Tipps