Wie du Videos im Unterricht einsetzen kannst
Die moderne Bildung steht nicht erst seit Corona vor der Herausforderung, Schülerinnen und Schüler nicht nur für die Arbeitswelt vorzubereiten, sondern ihnen auch die grundlegende Medienkompetenz zu vermitteln. Gerade (die Gefahren von) Social-Media sowie die digitalen Tools in der Arbeitswelt sollten bereits in der Schule, spätestens aber im Studium aktiv behandelt werden. Ich zeige dir auf, wie du sinnvoll Videos im Unterricht nutzen kannst und warum du damit einen wertvollen Beitrag für die Medienbildung leistest.
Inhaltsverzeichnis
Hinweis: Dieser Beitrag ist der erste auf Movie Mentor, der sich gezielt an Lehrkräfte richtet Wir möchten nämlich nicht nur Unternehmen bei der Videoarbeit unterstützen, sondern auch Bildungseinrichtungen. Warum? Die Medienbildung an Schulen wird in Zeiten von Deepfakes und fragwürdigen Social-Media-Videos immer wichtiger. Mein Erfahrungen in der Bildung sowohl durch Projekte für Schulen oder das Kultusministerium Baden-Württemberg als auch durch meine Tätigkeit als Leiter der Videowerkstatt Öhringen, zeigen mir die Wichtigkeit und das Potential dieses Mediums in der Schule. Mit diesen Erfahrungen möchten ich dir auf Movie Mentor künftig passende Unterstützungsangebote und Unterrichtsmaterialien an die Hand geben: Für Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Lehrkräfte, die eine Medienbildung vor Ort täglich ermöglichen.
Wichtig zu verstehen ist, dass Videos mehr Potential haben als diese nur im Unterricht abzuspielen, um als Lehrkraft etwas Ruhe in den stressigen Arbeitsalltag zu bringen. Das meine ich an dieser Stelle gar nicht negativ, aber ehrlicherweise doch etwas provozierend. Denn wenn ich mich an meine Schulzeit zurückerinnere hatte ich genau diesen Eindruck: Heute keine Lust auf die Vorbereitung des Unterrichts? Da gibt’s doch einen passenden Film. Dieser Ansatz ist im Kern auch gar nicht so schlecht, da gut gemacht Videos nachweislich ein gutes Lernmedium sind, sie sollten nur sinnvoll zum Einsatz kommen und auch nicht für sich alleine stehen. Eine nachträgliche Besprechung oder Auseinandersetzung damit ist daher dringend nötig um das Gesehene einzuordnen und zu begreifen. Ich möchte dir daher folgend ein paar Beispiele und Gründe aufzeigen, wie ganz konkret Videos eingesetzt werden können.
Erklärvideos für den Unterricht
Videos eignen sich hervorragend, um komplexe Themen anschaulich und einprägsam zu vermitteln. Sie ermöglichen z.B. mit Hilfe von Animationen, Grafiken oder Zeitrafferaufnahmen Prozesse und Hintergründe nachvollziehbar darzustellen. Kaum ein anderes Medium bietet solche Möglichkeiten. Gerade im naturwissenschaftlichen Bereich lassen sich so z.B. Experimente zeigen, die entweder zu gefährlich wären oder zu lange dauern würden.
Denke aber den Einsatz nicht nur für die Unterricht an sich, sondern auch für die Arbeit zu Hause. Schülerinnen und Schüler können Videos nämlich beliebig oft anschauen und die Inhalte in ihrem eigenen Tempo wiederholen. Viele Schulen bieten zum Teilen von Videos mittlerweile eigene Plattformen, ansonsten eignet sich natürlich auch ein YouTube-Link.
Produziere als Lehrkraft selbst Videos
Das klingt an dieser Stelle für den ein oder anderen vielleicht etwas befremdlich, aber es funktioniert. Ich kenne tatsächlich einige, die sich bereits an die Produktion kurzer Videos gewagt haben und durchweg positives Feedback erhalten haben. Auch schulintern können Lehrkräfte so zum “YouTube-Star” werden. Das stärkt die Bindung zu den Schülerinnen und Schülern und ermöglicht eine ganz andere Möglichkeit die Unterrichtsthemen zu visualisieren und zu vermitteln. Traue dich einfach.
Jugendliche als Videoproduzenten
Die Erstellung eigener Videos fordert die Schülerinnen und Schüler die Inhalte kreativ zu erarbeiten und in das Medium Film zu übertragen. Diese Art von Projektarbeit fördert nicht nur das Verständnis für das Thema und die Videoproduktion an sich, sondern auch die Teamarbeit.
Dazu ein Beispiel, das ich selbst unterstützend begleitet habe: Die Schülerinnen und Schüler erhalten für den Gemeinschaftsunterricht die Aufgabe einen fiktiven Parteiwerbespot zu produzieren. Dabei soll sowohl eine politische Botschaft entwickelt werden als auch die visuelle Umsetzung in Form eines Werbespots. Dies fördert nicht nur ihr politisches Verständnis, sondern auch die Medienkompetenz durch eine Auseinandersetzung mit realen Werbeclips. Gleichzeitig lassen sich durch die klare Aufgabenstellung (festgelegtes Thema sowie eine maximale Länge) die Ergebnisse gut vergleichen und bewerten.
Der Anspruch ist hier nicht eine technisch hochwertige Produktion, sondern die Schaffung eines gelungenen Gesamtpakets. Dafür reicht dann auch schon ein Smartphone und eine kostenlose Schnittsoftware.
Übrigens: Hierzu planen wir derzeit einen Online-Kurs, der dich bei der Erarbeitung und Unterstützung eines solchen Projekts unterstützt. Melde dich gerne für den kostenlosen Newsletter an und wir informieren dich.
Videos als Diskussionsgrundlage
Dazu zwei Beispiele
Nutze kurze Videos als Einstieg in ein Thema, um danach in ein Thema einzusteigen. Es muss nicht immer ein Video sein, dass die Schulstunde füllt. Wenn du nämlich nur kurze Ausschnitte zeigst, öffnet das die Basis für eine nachträgliche Besprechung oder Erarbeitung des Themas. Vielleicht kannst du sogar am Ende der Stunde den zweiten Teil des Videos als eine Art Auflösung abspielen. Sehe Videos also nicht nur als Lückenfüller, sondern als Bestandteil der Unterrichtsstunde.
Ein anderes Beispiel: Kurzvideos aus den sozialen Medien können als Ausgangspunkt für Diskussionen dienen. Sie sensibilisieren Schülerinnen und Schüler für Themen wie Fake News, Filterblasen oder gesellschaftliche Debatten. Gerade an diesem Punkt findet meiner Meinung nach noch zu wenig an den Schulen statt. Die Hemmung das Thema aktiv zu behandeln ist oft eine Kombination aus Unwissenheit, Angst und gesellschaftlichem Druck. Die Erklärung von Fake Videos mag noch recht einfach sein, aber vor allem politische Posts einzuordnen wird schon schwieriger. Vor allem, da in den höheren Klassenstufen auch die Jugendlichen ein politisches Grundverständnis mitbringen. Dennoch halte ich es für wichtig, die Filterblasen etwas aufzubrechen und die Funktionsweise von Social-Media Kanälen aktiv zu besprechen. Dazu kannst du Videos zeigen und bewerten (lassen). Woher kommt das Video? Welche Absichten hat der Ersteller? Ist es überhaupt echt? Das alles ist in der heutigen Zeit leider von zentraler Bedeutung.
Es ist erahnbar, dass wir in den nächsten Wahlkämpfen – in den Vereinigen Staaten ganz besonders, aber auch in der Weltpolitik – eine Form von Propaganda und Fake News bekommen, die wirklich besorgniserregend ist, weil wir uns als Öffentlichkeit bisher damit nicht auskennen.
Sascha Lobo | ZDF (vor der US-Wahl)
Videoproduktion für journalistisches Arbeiten
Videos können Schülerinnen und Schüler dazu ermutigen, journalistisch zu arbeiten und Themen aus ihrer eigenen Perspektive zu beleuchten. Dabei lernen sie nicht nur, kritisch zu recherchieren, sondern auch die Erfahrungen und Informationen für ein Video sinnvoll und strukturiert aufzuarbeiten.
Dazu ein konkretes Beispiel, dass ich selbst gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern über mehrere Jahre Produktionsdauer umgesetzt habe. Im Rahmen der Videowerkstatt Öhringen (ein kommunales Angebot der städtischen Jugendarbeit) ist eine umfangreiche Reportage über Videospiele entstanden. Der über zweistündige Film beleuchtet dabei das Thema von vielen Facetten und untermauert den Inhalt mit zahlreichen Interviews mit Expertinnen und Experten der Gaming-Branche. Die beiden Hauptprotagonisten des Films treten als Reporter auf und kommentieren überwiegend aus dem Off die einzelnen Themenbereiche, wie die Vielfalt von Videospielen, den Gefahren oder der Einsatz in der Bildung. Durch diesen Ansatz haben wir gemeinsam zahlreiche Drehbuchseiten mit den entsprechenden Kommentaren verfasst.
Dieses Projekt ist sicherlich für den normalen Schulalltag zu ambitioniert, zeigt aber dennoch die Möglichkeiten, wie Schülerinnen und Schüler die Medienkompetenz und journalistische Arbeiten durch spannende Projekte und Themen verbessern können.
Zum Thema Videospiele im Unterricht bieten wir einen Workshop für Schulen an und beleuchten diese wichtige Thema direkt im Unterricht. Diesen Film mit zahlreichen Themen und Interviews nutzen wir als Basis für einen intensiven Austausch mit den Schülerinnen und Schülern über das “Leitmedium der neuen” Zeit.
Videoanalyse: Verständnis für Gestaltung und Storytelling
Durch die Analyse von Videos können Schülerinnen und Schüler lernen, wie Geschichten erzählt und Inhalte vermittelt werden. Diese Fähigkeiten sind in einer medienbasierten Gesellschaft von großer Bedeutung und daher zurecht auch Teil des Lehrplans. Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass du Videos auch im Unterricht analysieren kannst, ich führe das an dieser Stelle aber dennoch einmal auf.
Zeige ein kurzes Video und bespreche anschließend mit der Klasse vor allem die Machart des Videos. Wie wird der Inhalt durch filmische Stilmittel verstärkt? Welche Rolle spielt die Musik, welche die Farbe der Bilder oder der Schnitt? Das sind alles kreative Werkzeuge, die Filmemacher zur Verfügung haben. Das trifft natürlich nicht nur auf Hollywood-Filme zu, sondern auch auf Videos auf YouTube. Du kannst also überlegen, auch mal ein YouTube Video zum Unterrichtsthema dahingehend zu analysieren.
Fazit: Nutze Videos
Videos sind weit mehr als nur ein modernes Unterrichtsmaterial. Sie fördern aktives Lernen, kritisches Denken und Kreativität. Schülerinnen und Schüler sollten sich bereits in der Schule mit der digitalen Welt beschäftigen und hier sind Videos ein elementarer Bestandteil. Du denkst vielleicht, dass die Jugendlichen sich ohnehin damit auskennen. Das mag für viele zutreffen, aber für viele ist es in erster Linie Unterhaltung, die sie nicht hinterfragen. Denke auch daran, dass bereits ein paar Schülerinnen und Schüler in deiner Klasse Videos erstellen und auch in den sozialen Medien veröffentlichen. Mache hier durch einen offenen Umgang mit dem Medium auf Gefahren aufmerksam oder starte gleiche ein gemeinsames Videoprojekt. Meiner Meinung nach, kommt der moderne Unterricht nicht mehr ohne Videos aus.
Wie ist deine Meinung? Nutzt du bereits Videos im Unterricht?
Tag:Ideen