Podcast Aufnahme: Welches Mikrofon brauche ich?
Für einen gut klingenden Podcast benötigst du eine passende technische Ausrüstung. Die Technikauswahl mag zu Beginn überfordern, aber um einen Podcast aufzunehmen sind im Vergleich zu anderen Medienproduktionen keine großen Investitionen nötig. Es kann bereits ein Smartphone mit einem externen Mikrofon oder ein Headset ausreichen. Trotzdem ist eine gute Audioqualität vor allem im Unternehmensgebrauch von Bedeutung. Eine Investition in ein gutes Mikrofon und hochwertiges Equipment ist also zu empfehlen.
Inhaltsverzeichnis
Das richtige Podcast Mikrofon
Für die Aufzeichnung sind grundsätzlich Kondensator Großmembran-Mikrofone zu empfehlen. Diese erzeugen in der Regel den typischen warmen Sound eines hochwertigen Podcasts. Das Angebot an Herstellern und Modellen kann aber schnell überfordern, weshalb ich im Folgenden zwei beliebte Mikrofone vorstellen möchte1:
Shure SM7B: Eines der besten Podcast Mikrofone
Das Shure SM7B gehört zu den absoluten Klassikern und zur Grundausstattung vieler Studios. So nahmen z.B. schon Michael Jackson oder Mick Jagger damit auf. Das dynamische2 Mikrofon liefert einen angenehmen und warmen Sound und ist für die Sprachaufnahme sehr gut geeignet. Vor allem in einem akustisch nicht optimierten Raum liefert das Shure gute Ergebnisse und reduziert durch die Nierencharakteristik3 die Umgebungsgeräusche. Der geringe Eingangspegel des Mikrofons ist aber ein Nachteil und macht ein Audiointerface mit einem guten Preamp4 zwingend nötig. Mit einem Straßenpreis von etwa 380,00 € ist es zudem auch kein Schnäppchen.
Mit dem SM7db* bietet Shure eine Version mit integriertem Vorverstärker für einen höheren Ausgangspegel. Als Alternative kann ein sogenannter FetHead verwendet werden, der das Signal ebenfalls verstärkt.
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Rode PodMic: Günstiges aber hochwertiges Podcast Mikrofon
Das Rode PodMic stellt einen günstigen Einstieg in die Podcast Aufnahme dar und bietet dabei einen detaillierten, natürlichen Sound und eine hervorragende Verarbeitung. Wie auch das Shure ist das PodMic ein dynamisches Mikrofon und benötigt daher ebenfalls ein starkes Interfaces für den geringen Eingangspegel. Das Rode-Mikrofon ist im Vergleich zum SM7B deutlicher in den Mitteltönen und der Nahbesprechungseffekt (je näher am Mikrofon, desto stärker sind die tiefen Töne) tritt weniger stark ein. Für manch einen fehlt dann vielleicht etwas der typische Podcast-Sound. Außerdem kommt der integrierte Popschutz5 dann auch an seine Grenzen.
Aufgrund eines Gewichts von über 900g benötigt das PodMic ein stabiles Tischstativ oder einen entsprechend für das Gewicht ausgelegten Schwenkarm. Der dürfte aber bei einem Straßenpreis für das PodMic von gerade einmal 90,00 € noch im Budget liegen und eignet sich daher auch für Einsteiger. Als Alternative zum PodMic hat Rode auch das beliebte ProCaster* im Programm.
Andere Mikrofone und Headsets
Von einem Richtmikrofon6 oder gar eines mit Kugelcharakteristik7 solltest du übrigens Abstand nehmen. Zwar bieten diese Mikrofone einen guten Klang, nehmen aber auch viel von der Umgebung auf und müssen exakt platziert werden.. Gleiches gilt für Ansteckmikrofone.
Ein Podcast kann auch mit einem Headset aufgenommen werden. Bauartbedingt bieten diese aber meist nicht den typischen warmen Klang. Daher solltest du hier auf ein hochwertiges Mikrofon setzen, wie z.B. beim DT 297 von Beyerdynamic. Dieses Headsset ist im professionellen Umfeld sehr verbreitet und wird auch für Livekommentare in Sportveranstaltungen verwendet. Beachte, dass das Headset ohne Anschlusskabel geliefert wird und dieses je nach vorhandener Anschlussmöglichkeit extra bestellt werden muss.
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Wenn du Mikrofone für die Videoaufnahme suchst, dann findest du hier einen Vergleich verschiedener Mikrofontypen.
Der passende Kopfhörer
Um den Ton deine Podcasts bereits bei der Aufnahme abhören zu können, brauchst du einen Kopfhörer. Hier kann ich vor allem einen Klassiker empfehlen, der seit mehreren Jahrzehnten nahezu unverändert vom deutschen Hersteller Beyerdynamic produziert wird, den DT 770 Pro.
Es gibt wohl keinen Musiker oder Toningenieur, der noch keinen DT 770 Pro gehört hat. Der Kopfhörer liefert einen detaillierten Ton bis in den Bassbereich. Durch die geschlossene Bauweise werden Außengeräusche wirksam reduziert. Gleichzeitig ist der Kopfhörerton von außen nicht hörbar, womit dieser nicht vom Mikrofon aufgenommen wird.
Preislich ist der DT 770 Pro mit etwa 140,00 € in seinem Bereich als günstig zu bewerten. Es bietet sich an, alle Podcast-Teilnehmer damit auszustatten. Eine gute Alternative zu Beyerdynamic bietet z.B. Sennheiser mit der HD-Serie*.
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Interface oder Recorder? Wie nehme ich auf?
Die meisten Mikrofone haben in der Regel einen XLR-Anschluss, der nicht direkt mit dem Computer verbunden werden kann. Dafür wird ein Audiointerface oder Recorder benötigt. Es gibt aber auch Mikrofone mit einem USB-Ausgang. So ist zum Beispiel das genannte PodMic auch als Ausführung mit XLR und USB verfügbar. So entfällt zwar eine aufwendige Einrichtung, man nimmt sich aber auch die zusätzlichen Möglichkeiten eines externen Interfaces und benötigt für jedes Mikrofon einen USB-Anschluss.
Ein Audiointerface stellt meist mehrere Anschlüsse für Mikrofone mit XLR-Anschluss zu Verfügung und wandelt das Signal in ein digitales um. Mit USB wird das Interface mit dem Computer verbunden und kann als Audioquelle verwendet werden. Viele Geräte bieten auch Audioausgänge für Lautsprecher und Kopfhörer. Folgend ein paar Beispiele:
Rodecaster Pro II: Ein mobiles Podcast Studio
Rode bietet nicht nur hochwertige Mikrofone an, sondern auch dazu passende Interfaces oder im Falle des Rodecasters eine Standalone-Lösung für die Podcast Aufnahme. Das Gerät ist in zwei Ausführungen mit zwei oder vier Mikrofonanschlüssen verfügbar. Für jedes Mikrofon kann ein Kopfhörer mit separater Pegelsteuerung angeschlossen werden. Somit kann jeder Gast mit einem eigenen Kopfhörer versorgt werden.
Aufgezeichnet wird entweder auf eine SD-Karte, eine Festplatte oder über USB-C direkt auf dem Computer. Dabei kann der Master (gemischtes Stereo-Signal) aber auch jeder Kanal einzeln für eine spätere Nachbearbeitung gespeichert werden.
Insbesondere für die Podcastproduktion bietet das Gerät sogenannten SMART Pads, die mit Soundeffekten oder einer kurzen Intro-Musik belegt und einfach abgerufen werden können. Praktisch auch: Für die gängigsten Mikrofone bietet das Rodecaster entsprechende Presets mir passenden Einstellungen. Vor allem Neulinge können somit sofort loslegen und müssen sich nicht erst durch die zahlreichen Einstellungen quälen.
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Interface und Recorder
Wer grundsätzlich direkt auf dem Computer aufnehmen möchte, der greift am besten zu einem reinen Audio-Interface. Hier ist vor allem die Scralett-Reihe von Focusrite beliebt. Einfach per USB-C angeschlossen sind je nach Gerätemodell mehrere Ein- und Ausgänge verfügbar. Per Software lässt sich alles intuitiv anpassen und die Quellen können direkt in der Audiosoftware angesteuert werden.
Als Alternative kann du auch ein mobiler Recorder verwendet werden. Das eignet sich vor allem für den mobilen Einsatz. Die Produkte des japanischen Herstellers Zoom, z.B. der F3 oder die H-Reihe sind weit verbreitet. Aber auch Geräte von von Tascam sind beliebt.
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Bonus-Tipp: Sofern du ein entsprechendes Budget hast, empfehle ich dir auf Geräte mit einer 32-Bit Float-Aufnahme setzen. Dies hat den Vorteil, dass du dir keine Gedanken um einen zu lauten Eingangspegel mehr machen musst und du in der späteren Nachbearbeitung zu laute Bereiche ohne Qualitätsverlust oder Clipping widerherstellen kannst. Beispielsweise die Zoom Recorder der F3-Reihe sind dazu in der Lage.
Das richtige Programm
Für die Aufnahme kannst du das kostenlose Programm Audacity verwenden, oder du nutzt Adobe Audition, dass in der Creative Cloud von Adobe inbegriffen ist. Ansonsten kannst du natürlich auch auf einfache Recorder z.B. auf deinem Smartphone zurückgreifen. Eine hochwertige Podcast Aufnahme setzt aber in den meisten Fällen eine Nachbearbeitung voraus, weshalb ich die Nutzung einer entsprechende Software empfehle.
► kostenlose Audio Software Audacity
Sinnvolles Zubehör für die Podcast Aufnahme
Je nachdem für welche Technik du dich nun entschieden hast, brauchst du noch ein paar Zubehörteile. Wichtig sind vor allem Tischstative oder Schwenkarme für die Mikrofone sowie XLR-Kabel (ich empfehle welche von Cordial*) in der passenden Länge, sofern du nicht über USB aufzeichnest.
Falls du planst, ein festes Podcast-Studio einzurichten, bietet es sich an den Raum akustisch zu optimieren. Hierfür gibt es entsprechenden Akustikschaumstoff für die Wände oder als Aufsteller.
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► Schwenkarm von Rode*
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Fußnoten
- Alle Empfehlungen basieren auf eigenen Erfahrungen ohne Einflussnahme der Hersteller. Die meisten Geräte haben wir selbst in Benutzung ↩︎
- Dynamische Mikrofone erzeugen das Audiosignal durch elektromagnetische Induktion, weshalb diese meist einen geringen Eingangspegel haben. ↩︎
- Bei der Nierencharakteristik wird der Schall von vorne lauter aufgenommen als von der Seite. Am unempfindlichsten ist das Nierenmikrofon für Schall von hinten. ↩︎
- Vorverstärker, der den Signalpegel des Mikrofons verstärkt ↩︎
- Ein Popschutz dient zur Vermeidung von Störgeräuschen. Insbesondere Plosivlaute werden durch einen Schaumstoff vor dem Mikrofon reduziert. Ein Popschutz ist in vielen Podcast-Mikrofonen bereits fest verbaut. ↩︎
- Richtmikrofone nehmen den Schall hauptsächlich von vorne auf und dämpfen den Schall von der Seite und von hinten. Meist handelt es sich dabei um Mikrofone, die auf einer Tonangel montiert werden und weit entfernte Schallquellen präzise aufnehmen können ↩︎
- Bei einer Kugelcharakteristik wird der Schall aus allen Richtungen gleichmäßig aufgenommen ↩︎
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