Objektiv-Abkürzungen erklärt: Blende, Brennweite, IS
Du bekommst eine Kamera in die Hand gedrückt und liest auf dem Objektiv viele Angaben, wie f/1:4, 24-105mm oder USM. Vielleicht fragst du dich: Was genau das eigentlich bedeutet? Wenn du ein Video (oder ein Fotoshooting) umsetzen willst, aber bisher nur wenig Erfahrung damit hast, wirken diese Abkürzungen auf den ersten Blick ziemlich technisch. Ich erkläre dir daher folgend die Brennweite, Blende und die weiteren Angaben auf deinem Kamera Objektiv. Das gilt übrigens sowohl für die Fotografie, als auch beim Filmen.
Inhaltsverzeichnis
Die wichtigsten Angaben auf dem Objektiv
Wenn du dir ein Objektiv genauer anschaust, findest du darauf meist eine ganze Reihe an Zahlen und Abkürzungen. Diese Angaben verraten dir viel darüber, wie das Objektiv funktioniert und wofür es sich am besten eignet. Beginnen wir zuerst mit dem grundlegenden Aufbau eines Objektivs. Vorne an der Linse des nachfolgenden Klassikers von Canon findest du z. B. den folgenden Schriftzug: „Canon Zoom Lens EF 24-105mm 1:4 L IS II USM„.
🛒 Das Objektiv kann ich im übrigen empfehlen, da es vielseitig einsetzbar ist und sich per Adapter auch an RF Kameras anschließen lässt. Du findest es hier auf Amazon*. Es gibt aber auch eine (günstigere) aktuelle Version mit RF-Mount*.
Die Brennweite deines Objektivs
Die Brennweite ist eine der wichtigsten Angaben auf dem Objektiv. Du erkennst sie an einer Zahl in Millimetern, zum Beispiel „50mm“ oder „18–55mm“. Die Angabe beschreibt, wie weit oder nah du dein Motiv heranholen kannst, also die „Zoomstufe“. Daher bedeutet 18-55mm ein Zoombereich von 18 bis 55mm, während nur eine Zahl eine entsprechende Festbrennweite ist. Die Millimeterangabe bezieht sich auf den Abstand zwischen dem optischen Zentrum des Objektivs zum Sensor der Kamera. Merke dir aber vereinfacht: Je kleiner die Zahl, desto mehr passt auf dein Bild und je größer die Zahl, desto größer wird dein Motiv abgebildet.
Je nach Brennweite spricht man von verschiedenen Objektivtypen:
- Weitwinkel (z. B. 10–24mm): Du bekommst viel Umgebung aufs Bild. Ideal für Raumaufnahmen, Szenen mit mehreren Personen oder wenn du in beengten Verhältnissen drehst. Auch für Landschaftaufnahmen sind diese Objektive sehr gut geeignet.
- Normalobjektiv (etwa 35–50mm): Bildet dein Motiv so ab, wie es auch mit dem menschlichen Auge wirkt. Gut geeignet ist das für die Aufnahme von Personen, z. B. bei Interviews.
- Teleobjektiv (ab etwa 70mm): Mit diesen Objektiven holst du dein Motiv nah heran. Das ist geeignet für Detailaufnahmen, Porträts oder alles, was du aus der Entfernung filmen willst.
Welche Brennweite brauchst du? Wenn du eine Person im Büro interviewst, ist ein 50mm-Objektiv meist eine gute Wahl. Diese Brennweite wirkt natürlich und der Hintergrund wird meist schön weich. Willst du aber ein ganzes Meeting filmen oder wie dein Team arbeitet, nutzt du besser ein Weitwinkel. Hier könnte dann eines mit 18mm passen. Also Kurz: Es kommt auf die konkrete Szene an. Lege dir am besten ein paar Objektive zu oder nutzte ein Zoomobjektiv.
Ein Zoomobjektiv deckt nämlich mehrere Brennweiten ab, etwa „18–55mm“. Damit bist du maximal flexibel, gerade wenn du spontan arbeitest. Eine Festbrennweite (z. B. „50mm“) bietet dagegen aber meist eine bessere Bildqualität und eine offenere Blende, ist aber weniger vielseitig im Bildausschnitt.
💡 Tipp: Viele Kameras kannst du im Kit gemeinsam mit einem meist kompakten Zoomobjektiv kaufen. Meist ist das aber kein guter Deal, da das Objektiv in der Regel nur mittelmäßig in der Leistung ist. Überlege also, die Kamera ohne Objektiv (nur der Body) zu kaufen und ein für deine Einsatzzwecke passendes Objektiv extra zu bestellen.
Mit der Blende stellst du die Helligkeit ein
Die Blende eines Objektivs regelt, wie viel Licht auf den Sensor der Kamera fällt. Du erkennst sie an einer Angabe wie „f/1.8“ oder „f/3.5–5.6“. Diese Zahl sagt dir, wie groß die Öffnung im Inneren des Objektivs ist. Vereinfacht lässt sich sagen, dass du mit der Blende die Öffnung im Objektiv vergrößerst bzw. verkleinerst und damit die Lichtmenge bestimmst.
Je kleiner die Zahl, desto größer die Öffnung und desto heller wird dein Bild. Das ist besonders hilfreich in Situationen mit wenig Licht, zum Beispiel bei Aufnahmen am Abend oder in Innenräumen. Beachte aber, dass lichtstarke Objektive (bis etwa f/4) in der Regel um einiges teurer sind. Für den Einstieg empfehle ich dir daher erstmal eines mit etwa einer Blende 4, da du damit im Alltag die meisten Aufnahmen sehr gut abdecken kannst.
Neben mehr Licht, hat ein lichtstarkes Objektiv auch den Vorteil, dass du die sogenannte Tiefenunschärfe (einfacher) erzeugen kannst. Dabei ist das Motiv scharf, aber der Hintergrund verschwimmt weich. Das sieht nicht nur professionell aus, sondern lenkt den Blick gezielt auf die Person oder das Produkt im Vordergrund. Dieser Effekt gelingt am besten mit einer möglichst offenen Blende, also der maximalen Lichtstärke. Übrigens: Deine Smartphone Kamera erzeugt oft auch einen solchen Unschärfeeffekt – dieser ist aber digital eingefügt und nicht durch das Objektiv entstanden.
ℹ️ Viele günstige Zoomobjektive (oder welche mit einem großen Brennweitenbereich) haben eine variable Blende, z. B. f/3.5–5.6. Das bedeutet: Beim Zoomen verändert sich die Blende automatisch, was zu sichtbaren Helligkeitsschwankungen führen kann. Ein Objektiv mit durchgehender Blende (z. B. f/2.8) verhindert das, ist aber meist teurer.
Eine Bildstabilisierung reduziert Verwacklungen
Viele Objektive verfügen über eine eingebaute Bildstabilisierung, erkennbar an Kürzeln wie IS (Canon), OSS (Sony) oder VR (Nikon). Die Technik soll kleine, ungewollte Bewegungen ausgleichen, z. B. das Zittern deiner Hand, wenn du ohne Stativ filmst oder fotografierst.
❗ Die Stabilisierung im Objektiv kann keinen Gimbal ersetzen. Sie hilft nur bei leichten Bewegungen und ist kein Wundermittel gegen größere Erschütterungen oder Kameraschwenks. Besonders beim Filmen sind die Unterschiede oft nur gering spürbar. Die Technik ist eher für Fotografen sinnvoll.
Wann bringt dir die Bildstabilisierung wirklich etwas?
- Vor allem bei Fotos aus der Hand, z. B. bei längerer Belichtungszeit
- Bei langen Brennweiten, z. B. 70–200mm, wo schon kleinste Bewegungen stark wirken
- Bei kurzen, ruhigen Videoaufnahmen, z. B. einem Interview ohne Gimbal, wo du leicht verwackeln könntest
Wenn du planst, regelmäßig Videos aufzunehmen, ist ein Stativ oder ein Gimbal deutlich effektiver als ein stabilisiertes Objektiv. Die Stabilisierung hilft eher in spontanen Situationen oder als Unterstützung, aber sie macht dein Bild nicht automatisch ruhiger wie bei einer aufwendigen Kameraführung.
Empfehlen kann ich dir als Stabilisierung für Systemkameras die Ronin-Reihe von DJI. Aktuelles Modell ist der 🛒 DJI RS4*
Abkürzungen für stabilisierte Objektive
- Canon: „IS“ = Image Stabilizer (siehe beim Objektiv oben)
- Sony: „OSS“ = Optical Steady Shot
- Nikon: „VR“ = Vibration Reduction
- Sigma / Tamron: Je nach Modell „OS“ oder „VC“
💡Tipp: Viele dieser Objektive haben auch einen Schalter, mit dem du die Stabilisierung aktivieren oder deaktivieren kannst. Das empfiehlt sich vor allem, wenn du deine Kamera auf einem Stativ angebracht hast. Manche Objektive bieten sogar verschiedene Stabilisierungs-Modi für verschiedene Situationen.
ℹ️ Hinweis: Einige Kameras haben eine eigene Stabilisierung im Gehäuse (oft „IBIS“ genannt). Wenn du ein Objektiv mit IS und eine Kamera mit Gehäusestabilisierung kombinierst, können sich die Systeme ergänzen. Das funktioniert je nach Hersteller unterschiedlich gut, ist aber auf jeden Fall ein Vorteil.
Der richtige Durchmesser für Objektiv-Filter
Auf der Vorderseite des Objektivs findest du oft eine Angabe wie „Ø58mm“ oder „Ø77mm“. Dieses Symbol (Ø) steht für den Durchmesser des Filtergewindes, also welche Größe dein Filter haben sollte.
❗ Wichtig: Diese Zahl hat nichts mit der Brennweite zu tun. Es geht hier nur um den physischen Durchmesser des vorderen Objektivrands.
Wann brauchst du einen Filter?
Filter sind vor allem dann hilfreich, wenn du mehr Kontrolle über Licht oder Reflexionen haben willst:
- ND-Filter (Neutraldichtefilter): Diese Filter verdunkeln das Bild, ähnlich wie eine Sonnenbrille. Wenn es also draußen mal zu hell sein sollte und du die Blende nicht reduzieren möchtest, kann ein solcher Filter helfen. ND-Filter gibt es in verschiedene Stufen. Ich kann dir an dieser Stelle 🛒 welche von HOYA* empfehlen, die auch auch selbst gerne nutze.
- Polfilter reduzieren Spiegelungen (z. B. auf Glas oder Wasser) und verbessern die Farbwiedergabe bei Landschaften. Viele davon sind als Circular-Filter ausgelegt und du kannst durch drehen am Filter den Effekt beeinflussen. Besonders wenn du Aufnahmen mit Wasser oder von Autos machen möchtest, kannst du damit deine Aufnahmen enorm aufwerten.
- UV-Filter sind eigentlich nicht nötig, werden aber dennoch oft als Schutzfilter verwendet, um die Frontlinse vor Staub und Kratzern zu schützen. Das macht Sinn, wenn du z. B. in der Wüste oder am Strand bist…
💡 Tipp: Wenn du mehrere Objektive mit unterschiedlichen Durchmessern hast, lohnt sich ein sogenannter „Step-Up-Ring“. Damit kannst du z. B. einen 77mm-Filter auch auf ein 67mm-Objektiv schrauben und sparst damit Kosten.
Weitere Angaben: Objektiv-Mount und Autofokus
Neben den klassischen Werten findest du oft noch weitere Angaben:
- STM / USM: Beschreiben die Art des Autofokusmotors. STM (leise, für Video geeignet), USM (schnell, für Fotos).
- EF, RF, E, Z: Diese Angaben beschreiben den Objektivanschluss.
Aktuelle Objektiv-Mounts und Kompatibilität
Mount | Hersteller | Kameratyp | Passt z. B. für | Hinweise |
---|---|---|---|---|
EF | Canon | DSLR (Vollformat1) | Canon DSLRs mit EF-Mount | EF-Objektive passen auch auf RF-Kameras mit Adapter* |
EF-S | Canon | DSLR (APS-C) | Nur auf APS-C DSLRs (z. B. 90D, 250D) | Nicht kompatibel mit Vollformat-Kameras ohne Adapter |
RF | Canon | DSLM (Vollformat) | Canon R-Serie (z. B. EOS R, R6) | EF-Objektive per Adapter verwendbar, EF-S nur eingeschränkt |
RF-S | Canon | DSLM (APS-C) | Canon R7*, R10 | Nur APS-C-kompatibel, nicht für RF-Vollformat geeignet |
E | Sony | Spiegellos (APS-C) | Sony Alpha 6000er-Serie | Funktioniert auch auf Vollformat, aber im Crop-Modus |
FE | Sony | DSLM (Vollformat) | Alle Sony Alpha-Kameras mit E-Mount | FE = Vollformat, aber auch auf APS-C nutzbar |
Z | Nikon | DSLM (APS-C & VF) | Nikon Z-Kameras (Z6, Z50, Z9 etc.) | Unterschiedliche Sensorgrößen, gleiche Mount |
F | Nikon | DSLR | Nikon DSLR-Modelle | Adapter nötig für Z-System |
L | Panasonic / Sigma / Leica | DSLM | Kameras mit L-Mount (z. B. Panasonic S5) | Einheitlicher Standard, aber herstellerübergreifend prüfen |
ℹ️ Die Unterschiede zwischen einer DSLR und DSLM und welche Kamera für deine Zwecke geeignet ist, habe ich dir im Artikel zur Kamerawahl zusammengefasst.
Vergleichstabelle: Was bedeuten die Kürzel je nach Hersteller?
Folgend gebe ich dir noch eine Zusammenfassung der wichtigsten weiteren Angaben auf den Objektiven nach Hersteller geordnet.
Kürzel | Hersteller | Bedeutung | Funktion |
---|---|---|---|
IS | Canon | Image Stabilizer | Bildstabilisierung |
OSS | Sony | Optical Steady Shot | Bildstabilisierung |
VR | Nikon | Vibration Reduction | Bildstabilisierung |
OS | Sigma | Optical Stabilizer | Bildstabilisierung |
VC | Tamron | Vibration Compensation | Bildstabilisierung |
STM | Canon | Stepping Motor | Autofokus |
USM | Canon | Ultraschallmotor | Autofokus |
AF-P / AF-S | Nikon | Unterschiedliche Autofokus-Techniken | Autofokus |
Römische Ziffern | Canon | Objektiv-Modell; je höher, desto neuer ist das Objektiv | Modellreihe |
L bzw. G | Canon , Sony | Das rot L steht bei Canon für „Luxury“ und das G bei Sony für „Gold“, also je eine hochwertige Objektivreihe | Modellreihe |
PZ | verschiedene | Power Zoom, also motorbetriebene (Zoom-)Objektive | Funktion |
Makro | verschiedene | Makro-Objektive bieten eine hohe Vergrößerung und eignen sich für Detailaufnahmen | Bauweise |
ED | verschiedene | Extra-Low Dispersion zur Minimierung von chromatischer Aberrationen | Bauweise |
Fußnoten
- Vollformat bezeichnet einen Bildsensor, der etwa die Größe eines klassischen Kleinbildfilms hat (36 × 24 mm). Er bietet in der Regel eine bessere Bildqualität, vor allem bei schwachem Licht, und ermöglicht eine stärkere Hintergrundunschärfe im Vergleich zu kleineren Sensorformaten wie APS-C. ↩︎
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