Welche Kamera ist die richtige für deine Videoproduktion?
Dass du Videos im Unternehmen einsetzen solltest, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Vom Imagefilmen, Social-Media-Clips oder Tutorials ist alles möglich. Wenn du gerade am Anfang stehst und selbst anpacken möchtest, stellt sich dir aber schnell eine zentrale Frage: Welche Kamera ist die richtige für meine Projekte? Folgend gebe ich dir einen Überblick über die wichtigsten Kamerakategorien, die jeweiligen Vor- und Nachteile sowie konkrete Empfehlungen.
Inhaltsverzeichnis
Warum die Wahl der richtigen Kamera für Videoproduktionen wichtig ist
Für die Aufnahme deiner Videos brauchst du natürlich eine passende Kamera. Die Möglichkeiten reichen hier vom Smartphone bis zur Cinema Kamera für kinotaugliche Bilder. Um das für dich passende Gerät für den Einstieg zu finden, solltest du zuerst deine Anforderungen kennen. Daraus lässt sich dann ableiten, welcher Workflow und welche Kamera für dich geeignet ist. Jede dieser Geräteklassen hat Vor- und Nachteile, die du kennen solltest.
Die Wahl der Kamera hat einen großen Einfluss auf die Qualität deiner Videos. Neben der Bild- und Tonqualität sowie der Bedienfreundlichkeit solltest du auch die Anschlussmöglichkeiten für Zubehörteile beachten. Das alles hat schließlich einen Einfluss auf die Kosten. Beachte aber neben dem reinen Kaufpreis auch die Zusatzkosten für Objektive, Mikrofone oder Gimbals. Diese sind in der Regel teurer als die Kamera selbst.
Die wichtigsten Kamerakategorien Überblick
Filmen mit dem Smartphone für Social-Media
Mit dem Smartphone kannst du Videos oder Bilder in guter Qualität erstellen und sind ideal für schnelle und flexible Aufnahmen. Aktuelle Modelle bieten viele Videofunktionen wie 4K-Auflösung, Zeitlupe und automatische Bildstabilisierung. Doch die Technik ist mittlerweile an den physikalischen Grenzen angekommen und es gibt einige Aufnahmesituationen, die du schlicht nicht mit dem Handy realisieren kannst. Wann ist das Smartphone nun geeignet und wann nicht?
Vorteile: Die Vorteile des Smartphones liegen auf der Hand: Es ist immer griffbereit, liefert gute Ergebnisse und ist dabei auch noch einfach zu bedienen. Da mittlerweile quasi jeder ein Handy mit Videofunktion besitzt, beschränken sich die Anschaffungskosten meist auf sinnvolles Zubehör. Damit ist das Smartphone wohl die günstigste Lösung, für Videos in ordentlicher Qualität. Trotzdem muss man sich die Frage stellen, ob die Handykamera für die eigenen Anforderungen das richtige Werkzeug ist.
Nachteile: Smartphones bieten nur eine begrenzte Bildqualität, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Auch bei dynamischen Szenen (z. B. bei einem starken Bildkontrast) oder hohen Anforderungen an die Schärfe (z. B. wenn du nachträglich heranzoomen möchtest) kommt das Handy schnell an die Grenzen. Keine Möglichkeit zum Objektivwechsel sowie fehlenden Anschlüsse limitieren die Möglichkeiten ebenso.
Sinnvolles Zubehör habe ich dir in diesem Artikel zusammengefasst und ein Vergleich zur Systemkamera kannst du hier nachlesen.
Empfehlung: Um Videos zu erstellen genügt im Grunde schon ein Gerät der Mittelklasse. Je hochwertiger das Smartphone, desto besser sind in der Regel aber auch die Ergebnisse. Lies dir Testberichte durch und schaue dir Aufnahmen an. Die reinen technischen Angaben sind meist keine Garantie für ein gutes Ergebnis. Empfehlen kann ich dir grundsätzlich iPhones, auch weil es hier gute App-Lösungen gibt.
Systemkameras (DSLM) für hochwertige Aufnahmen
An dieser Stelle sollten wir zuerst einmal die Begrifflichkeiten klären: Eine Systemkamera ist ein Sammelbegriff für Kameras, deren Objektive austauschbar sind und die erweiterbar sind. Im allgemeinen verstehen wir darunter kompakte “Fotoapparate”, die sowohl Bilder als auch Videos erstellen können.
Darunter ordnen sich die DSLR und DSLM ein. Eine DSLR ist eine Spiegelreflexkamera und eine DSLM eine spiegellose Systemkamera. Die DSLR nutzt einen mechanischen Spiegel, um das Bild vom Objektiv in den Sucher zu lenken. Eine DSLM macht dies aufgrund des fehlenden Spiegels elektronisch. Aktuelle Systemkameras sind in der Regel spiegellos, also DSLMs.
Systemkameras bieten eine sehr gute Kombination aus Flexibilität und Bildqualität. Sie sind meist kompakt und erlauben den Wechsel von Objektiven für eine Anpassung an die Drehbedingungen sowie den gewünschten Bildlook. Daher eignen sie sich für eine Vielzahl an Videoprojekten. Oft werden diese auch als Zweitkamera z. B. bei einem Interview eingesetzt.
Vorteile: DSLMs bieten eine hochwertige Bildqualität und Anpassungsfähigkeit durch den möglichen Objektivwechsel. An dieser Stelle ist es aber wichtig, das du den Fokus nicht nur auf den Kamerabody, also die Kamera ohne Objektive und Zubehör, legen solltest, sondern auch auf hochwertige Objektive. Viele Anfänger gehen davon aus, dass das Standardobjektiv (sogenanntes Kit-Objektiv) im Lieferumfang der Kamera bereits ausreicht. In einigen Fällen mag das stimmen, aber durch den Kauf weitere Objektive erhöhst du in der Regel deutlich die Bildqualität und deine Flexibilität. Weitere Vorteile sind die kompakte Bauweise, ein Autofokus und die Möglichkeit auch Fotos erstellen zu können.
Nachteile: Je nach Modell hat die Systemkamera aber auch ein paar Nachteile. Zusätzliche Kosten für Objektive und Zubehör solltest du zwingen einplanen, weshalb die Kosten schnell deutlich seigen können. Aufgrund der Bauweise sind die Geräte zudem oft nicht so ergonomisch zu bedienen und Einstellungen erfolgen auch mal über ein unübersichtliches Menü. Fehlende Anschlüsse für z. B. für Mikrofone mit XLR-Anschluss solltest du ebenfalls beachten.
Hinweis: Vor allem günstige Systemkameras haben oft eine Limitierung auf 30 Minuten Aufnahmezeit aufgrund der steuerlichen Behandlung. Aber selbst wenn diese Begrenzung nicht greift, überhitzen viele Kameras nach einiger Zeit und schalten sich automatisch ab. Recherchiere daher im Vorfeld, wenn dies für dich relevant ist.
Empfehlung: Wenn es um die Wahl der richtigen Kamera geht, ändere deinen Fokus hin zu guten Objektiven. Diese sind meist sogar teurer als die Kamera an sich. Diese nutzt du in der Regel aber deutlich länger als den Kamerabody. Daher ist es schwer an dieser Stelle konkrete Empfehlungen zu geben. Grundsätzlich machst du aber mit Geräten von Sony oder Canon nichts falsch. Beachte bei der Wahl auch das “System” der Kamera mit Blick auf den Objektivmount, also den Objektivanschluss an der Kamera. Die Mounts sind nämlich nicht immer (mit Adaptern) untereinander kompatibel. Aktuelle Canon Modelle nutzen meist den RF-Mount, Sony den E-Mount. Lege dich also am besten auf einen Hersteller bzw. Mount fest, damit du alle Objektive nutzen kannst.
Wir haben derzeit Canon Systemkameras im Einsatz. Die R6 Mark II nutzen wir als Zweitkamera z. B. auf einem Gimbal oder auch für die Erstellung von Fotos.
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Camcorder für Veranstaltungen und Interviews
Camcorder sind speziell für Videoaufnahmen optimiert. Sie bieten oft professionelle Mikrofoneingänge, lange Akkulaufzeiten und sind perfekt für Interviews oder Veranstaltungen geeignet. Ein Camcorder nimmt im Gegensatz zur Systemkamera in der Regel keine Fotos auf, ist aber in der Bauweise für die Aufnahme von Videos optimiert.
Vorteile: Das ergonomisches Design eignet sich perfekt für Videos, ebenso wie die integrierte Features wie Zoom und Bildstabilisierung. Camcorder haben in der Regel ein fest verbautes Objektiv, das einen großen Zoombereich aufweist und dabei lichtstark ist. Meist kann der Zoom zudem mit einer Zoomwippe per Motor bedient werden, womit gleichmäßige Zooms möglich sind. Ein Camcorder hat in der Regel zwei XLR Eingänge für professionelle Mikrofone sowie Anschlüsse für die Bildausgabe in Form eines HDMI oder sogar SDI Anschlusses.
Nachteile: Das nicht wechselbare Objektiv kann auch als Nachteil gewertet werden, da man auf die optische Leistung keinen direkten Einfluss hat. Aufgrund der Bauweise mit einem kleineren Sensor (im Vergleich zur System oder Cinema Kamera) wirkt das Bild zudem oft nicht cinematisch und erinnert eher an einen Nachrichtenbeitrag. Das möchte ich an dieser Stelle aber nicht als Nachteil definieren, da dies in vielen Projekten durchaus gewünscht ist.
Empfehlung: Camcorder werden zunehmend durch Systemkameras verdrängt, sind aber nach wie vor weit verbreitet und durchaus sinnvoll. Vor allem für klassische EB-Aufnahmen (elektronische Berichterstattung im TV), bei Studioproduktionen oder Eventaufnahmen spielen diese ihre Stärken aus. Empfehlen kann ich Handheld Camcorder vor allem von Sony oder Canon. Ich selbst arbeite gerne mit der sehr kompakten Canon XA Reihe, wie die XA70, oder die größere und deutlich teurere Sony PXW-Z280. Meine erste eigene Kamera war übrigens eine Sony PMW 200, die ich noch immer gerne nutze.
Cinema Kameras für kinotaugliche Aufnahmen
Cinema Kameras sind die High-End-Option für professionelle Filmproduktionen. Mit großen Sensoren und umfangreichen manuellen Einstellungen bieten sie die höchste Bildqualität. Ein solche Kamera eignet sich für verschiedenste Aufnahmen, sofern genug Zeit für die Aufnahme zur Verfügung steht und eine manuelle Bedienung möglich ist.
Vorteile: Die Bildqualität ist in diesem Vergleich die beste, ist aber dennoch ähnlich zu hochwertigen Systemkameras. Die Vorteile liegen vor allem im besseren Handling, mehr Einstellungsmöglichkeiten sowie Anschlüsse für Zubehör. Auch nehmen Cinema Kameras in der Regel RAW Daten auf. Das sind Videodaten, die beim späteren Videoschnitt enorme Anpassungsmöglichkeiten in der Helligkeit und Farbe bereithalten.
Nachteile: Cinema Kameras sind in der Regel sehr teuer, wobei das Zubehör (z. B. Objektive, Monitore, Speicherkarten, …) häufig den Wert der Kamera bei weitem übersteigt. Die Bedienung erfolgt in den meisten Fällen voll manuell und die Geräte sind auf den professionellen Einsatz ausgelegt. So kann beispielsweise der Autofokus fehlen, da dieser bei großen Produktionen ohnehin manuell eingestellt. Dadurch setzen solche Kameras Erfahrung und Fachwissen voraus.
Empfehlung: Es gibt eine Vielzahl an Kameras in diesem Segment, die aber für die meisten Unternehmen nicht sinnvoll in der Anschaffung sind. Die Kosten sind für den Nutzen einfach zu hoch. Dennoch bieten einige Hersteller, wie Blackmagic Design oder Sony bezahlbare Lösungen. Wir selbst nutzen eine Blackmagic Ursa Mini Pro G2 (siehe Titelbild) sowie mehrere Pocket Cinema 6k vom gleichen Hersteller. Letztere sind so kompakt wie eine Systemkamera, bieten aber dennoch professionelle Features und sind bezahlbar.
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Vergleich der verschiedenen Kameras
Eigenschaft | Smartphone | Systemkamera | Videokamera | Cinema Kamera |
---|---|---|---|---|
Einarbeitung | einfach zu bedienen | erfordert etwas Einarbeitung und Fachwissen | erfordert Einarbeitung, Fachwissen nötig | Komplexe Bedienung und Fachwissen erforderlich |
Mobilität und Größe | Sehr kompakt, immer dabei | Kompakt, je nach Objektiv und Zubehör variabel | Meist kompakt, ergonomisch | Groß, modular, schwer |
Bildqualität | Gut bei Tageslicht, limitiert bei wenig Licht | Sehr gut, insbesondere mit hochwertigen Objektiven | Gut bis sehr gut, für Video optimiert | Hervorragend, speziell für Kinoqualität, i.d.R. 4k und höher |
Audioqualität | Schwach, oft nur USB-Mikrofone | Schwach, externes Mikrofon anschließbar (meist Klinke) | XLR-Anschlüsse für externe Mikrofone | XLR-Anschlüsse für externe Mikrofone |
Manuelle Steuerung | Eingeschränkt, viele Automatik-Modi | Umfangreich, oft wenig komfortabel | Automatik-Modi, einfach zu bedienen | Vollständig anpassbar, aber oft komplex |
Aufnahmedauer | Abhängig von Speicherplatz und Akku | Oft begrenzt auf 30 Minuten oder durch Überhitzung | Lang, oft zwei Speicherkarten | Lang oder große RAW-Daten, oft zwei Speicherkarten, |
Einsatzbereiche | Vlogs, kurze Social-Media-Videos | Imagefilme, Tutorials, Interviews | Events, Interviews, Präsentationen | Hochwertige Produktionen |
Preis | 500 € – 1.500 € | 700 € – 3.000 € | 1.000 € – 5.000 € | Ab 5.000 € |
Zusatzkosten | Gering (Zubehör optional) | Mittel bis hoch (z. B. Objektive, Mikrofone) | Mittel bis hoch (z. B. Stative, Audio-Zubehör) | Sehr hoch (hochwertige Objektive und Zubehör) |
Die Wahl der richtigen Kamera hängt von deinem Budget, deinen Anforderungen und deinem geplanten Einsatzzweck ab. Für Social-Media-Clips kann ein Smartphone ausreichen, während für hochwertige Imagefilme oder komplexe Produktionen eine DSLM oder Cinema Kamera besser geeignet ist. Wichtig ist, dass du dich mit deinem Equipment vertraut machst und das Beste herausholst. Denke immer daran: Technik ist nur Mittel zum Zweck.
Welche Kamera eignet sich für welchen Einsatzbereich?
Welche Kamera eignet sich nun für welchen Einsatzzweck? Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten, da du z.B. eine Systemkamera sowohl für Social-Media als auch auf Veranstaltungen nutzen kannst. Dennoch lässt sich eine grobe Einteilung vornehmen:
Das Smartphone eignet sich vor allem für schnell produzierte Social-Media-Inhalte, Momentaufnahmen eines Events oder ein einfaches Interview. Mit einer Systemkamera bist du maximal flexibel und kannst eine Vielzahl an Produktionen mit einer guten Qualität umsetzen. Dazu sollte aber genug Zeit eingeplant werden und auch die Beleuchtung und eine gute Tonaufnahme berücksichtigt werden. Einen Camcorder nutzt du am besten für redaktionelle Inhalte oder für Veranstaltungen oder Livestreams. Eine Cinema-Kamera für hochwertige Videoprojekte ist in den seltensten Fällen sinnvoll in der Anschaffung und du solltest hier auf ein Produktionsunternehmen setzen.
Weitere Tipps für deine Videoproduktion
- Beleuchtung optimieren: Egal, welche Kamera du nutzt, gutes Licht ist entscheidend für professionelle Aufnahmen. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du mit einer einfachen 3-Punkt-Beleuchtung z. B. ein Interview beleuchten kannst.
- Audio verbessern: Investiere unbedingt in ein gutes Mikrofon und beschränke dich nicht nur auf das Bild. Die internen Mikrofone aller Kamerakategorien sind für hochwertige Ergebnisse nicht brauchbar. Passende Mikrofone und auf was du bei der Wahl achten solltest kannst du hier nachlesen.
- Bildstabilisierung: Gerade für Smartphones und Systemkameras bietet sich ein Gimbal an, um verwackelte Aufnahmen zu vermeiden. Sinnvolles Zubehör für das Smartphone findest im Artikel.
Fußnoten
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Tag:Kamera