Bewerbungstraining mit Video im Unterricht
Ein Bewerbungsgespräch ist für viele Jugendliche eine neue und ungewohnte Herausforderung. Sich selbst überzeugend zu präsentieren ist nämlich gar nicht so einfach, wie es scheint. Bewerbungstrainings in der Schule bieten eine gute Möglichkeit, diese wichtige Erfahrung gemeinsam in der Klasse zu üben. Das gelingt am besten, wenn du die Gespräche mit der Kamera aufzeichnest und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern auswertest.
Ich habe bereits ein solches Projekt begleitet, bei dem mehrere Personalleiterinnen und Personalleiter Gespräche mit Schülerinnen und Schülern führten. Die Videoaufnahmen halfen dabei, die Stärken im Nachgang sichtbar zu machen und gezielt an der Wirkung zu arbeiten. Ich möchte dir dieses Projekt daher einmal vorstellen und dir als eine Möglichkeit für die Nutzung von Videos im Unterricht aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
Warum Videoaufzeichnungen das Bewerbungstraining verbessern
Die Aufnahme eines Bewerbungsgesprächs bietet eine gute Möglichkeit zur Reflexion durch einen Perspektivwechsel. In der Wiederholung lassen sich insbesondere Körpersprache, Blickverhalten, Sprechtempo und Ausdruck bewusster wahrnehmen. Die Schülerinnen und Schüler sehen sich selbst nämlich aus der Perspektive der Personalleiter. Diese Sichtweise ist ohne eine Videoaufnahme nicht möglich und du schaffst daher einen wertvollen Blickwinkel, wie man auf andere wirkt.
Ein weiterer Vorteil liegt in der Vergleichbarkeit. Wenn du mehrere Bewerbungsgespräche aufzeichnest, kannst du in der Klasse Strategien und Antworten herausarbeiten, die gut funktionieren. Durch die Vergleiche mit anderen entstehen dabei verschiedene Blickwinkel. Es geht aber nicht nur um die Bewertung an sich, sondern auch um die Entwicklung. Für viele Jugendliche ist es motivierend, sich im zweiten oder dritten Gespräch deutlich sicherer zu präsentieren und das Feedback der anderen umzusetzen. Du kannst die Gespräche also durch Wiederholungen verbessern und die Ergebnisse direkt sichtbar machen.
Auch für dich als Lehrkraft bietet die Videoanalyse eine fundierte Grundlage für individuelles Feedback des Bewerbungstrainings. Aussagen wie „Sprich etwas langsamer“ oder „Wirke selbstbewusster“ lassen sich anhand der Aufnahmen konkret und nachvollziehbar belegen.
Technik für die Aufzeichnung des Bewerbungsgesprächs
Für die Aufzeichnung brauchst du keine professionelle Ausrüstung. In vielen Fällen reicht bereits ein modernes Smartphone auf einem Stativ (z. B. das Manfrotto Pixi* oder Ulanzi*). Wichtig ist, dass die Kamera frontal auf die sprechende Person gerichtet ist und das Gesicht (Mimik und Gestik) gut zu erkennen ist. Ein externes Mikrofon*, z. B. ein Ansteckmikrofon*, kann die Tonqualität deutlich verbessern, besonders wenn du in einem relativ großen Klassenzimmer aufnimmst. Wenn ein Ansteckmikrofon stören sollte, kannst du aber auch auf ein Richtmikrofon setzen, das du möglichst nah am Gespräch platzierst, um Hall zu reduzieren. Konkrete Empfehlungen für Mikrofone und Zubehör für das Smartphone habe ich bereits in anderen Artikeln behandelt.
ℹ️ Achte darauf, dass du zumindest den Ton von beiden Personen aufnimmst. Wenn du möchtest, kannst du aber auch beide Personen mit einem Video aufnehmen, um daraus später einen Dialog zu schneiden.
❗ Die Aufnahmen solltest du lokal speichern und den Datenschutz beachten. Eine schriftliche Einwilligung der Schülerinnen und Schüler sowie ggf. der Erziehungsberechtigten ist notwendig, selbst wenn die Aufnahmen nur intern verwendet werden. Hier empfiehlt sich ein einfaches Formular, das über Zweck und Dauer der Nutzung informiert. Mache daher die Aufnahme keinesfalls zur Pflicht.
Bewerbungstraining mit Video im Unterricht umsetzen
Ein gelungenes Bewerbungstraining beginnt mit einer guten Vorbereitung. Die Schülerinnen und Schüler sollten wissen, worauf es in einem Bewerbungsgespräch ankommt und auf was sie besonders achten sollen. Dazu gehört nicht nur der Inhalt, sondern auch das Auftreten oder eine angemessene Kleidung. Mache daher eine gemeinsame Erarbeitung in der Klasse mit typischen Fragen und Anforderungen.
Wenn reale Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner eingeladen werden, schaffst du eine realistische Situation. Im konkreten Beispiel hatte die Lehrkraft sechs Personalverantwortliche aus regionalen Unternehmen an die Schule eingeladen. Die Jugendlichen konnten dann passende Berufe wählen und einzeln die Gespräche führen. Alternativ kann auch mit Rollen gearbeitet werden, bei denen Lehrkräfte oder Mitschülerinnen und Mitschüler diese Rollen übernehmen.
Die Gespräche werden dann jeweils mit der Kamera aufgezeichnet. Je nach Klassengröße bietet es sich an, mehrere Aufnahmepunkte im Raum einzurichten, oder mehrere Räume zu nutzen. Wichtig ist, dass jede Schülerin und jeder Schüler die Gelegenheit bekommt, ein passendes Einzelgespräch ohne Ablenkung zu führen.
ℹ️ Achte bei der Aufnahme darauf, dass die Kamera oder das Mikrofon nicht ablenken. Vermeide daher am besten eine Bedienung der Kamera und befestige die Kamera statisch auf einem Stativ. Verlasse am besten den Raum, nachdem du die Aufnahme gestartet hast.
Im Anschluss erfolgt die Auswertung der Videos im Unterricht. Diese kann in der Klasse, in Kleingruppen oder im Einzelgespräch stattfinden, je nachdem, wie vertraut die Atmosphäre sein soll. Am besten lässt du die Jugendlichen zunächst selbst beschreiben, wie sie sich erlebt haben. Die Videoaufzeichnung liefert dann konkrete Beispiele, um diese Wahrnehmungen zu bestätigen oder zu hinterfragen.
Du kannst z. B. die folgenden Fragen aufgreifen
- Wie wirkte dein Einstieg?
- Hattest du Blickkontakt und wie hat sich das angefühlt?
- Wie deutlich war deine Sprache?
- Gab es Stellen, an denen du unsicher gewirkt hast?
💡 Tipp: Wenn ein gemeinsames Anschauen in der Gruppe nicht gewollt ist, stelle die jeweilige Aufnahme zur Verfügung oder biete ein Einzelgespräch an. Zeige die Aufnahmen keinesfalls öffentlich ohne Einwilligung.
Selbstbewusst ins reale Bewerbungsgespräch
Ein Bewerbungsgespräch vor laufender Kamera zu führen, ist für viele Jugendliche eine Herausforderung. Doch genau darin liegt das Potenzial: Durch die Videoanalyse wird das eigene Auftreten greifbar, besprechbar und gezielt verbesserbar. Die Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie auf andere wirken und worauf sie besonders achten sollten. Spannend ist das vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass viele Gespräche mittlerweile digital stattfinden und die laufende Kamera daher fast schon zum Bewerbungsgespräch dazu gehört. Wie du das in dein Training integrieren kannst, zeige ich dir in einem anderen Artikel.
Mit Videoaufnahmen kannst du das Bewerbungstraining greifbar machen, dokumentieren und den Jugendlichen etwas an die Hand geben. Die technische Umsetzung ist dabei einfach und der pädagogische Mehrwert groß. Mit wenig Aufwand kannst du die Kompetenzen fördern und das Selbstvertrauen stärken. Hast du schon ein Bewerbungstraining durchgeführt und die Gespräche aufgezeichnet? Schreibe deine Erfahrungen gerne in die Kommentare.
Wenn du planst Videos in deinen Unterricht zu integrieren, habe ich dir hier mehrere Ideen aufgeführt.
Fußnoten
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