Blu-ray: Betrug mit schlechter Bildqualität?
Blu-rays und UHD-Blu-rays versprechen hochwertige Bild- und Tonqualität, die im Vergleich zu DVDs oder Streaming-Angeboten überlegen sein sollen. Doch hinter diesem Versprechen lauern Fallstricke, die Käufer oft erst zu spät bemerken. Legale Grauzonen erlauben es den Studios, minderwertiges Material zu verwenden und teuer zu verkaufen. Diesen Artikel schreibe ich aus zwei Gründen. Zum einen, da ich die Hintergründe zur folgenden Problematik selbst erlebt habe. Zum anderen, da ich als Konsument eine gewisse Qualität bei scheinbar hochwertigen Produkten erwarte.
Inhaltsverzeichnis
Wenn wir uns eine Blu-ray kaufen, können wir meist zwischen der „blauen“ und „schwarzen“ Variante wählen. Letztere verspricht mit Ultra-HD im Vergleich zur Standard Version eine höhere Auflösung und insgesamt eine bessere Bild- und Audioqualität. Soweit so gut. Könnte man meinen. Wenn ich aber jetzt einmal in den Raum stelle und behaupte, dass auf einer Blu-ray kein Full-HD Material verwendet werden muss, wie würdest Du reagieren?
Ich gehe im Folgenden vereinfacht nur von der Standard Blu-ray aus und nicht von der 4K Version. Diese Disc kann maximal in Full-HD Filme abspeichern (der Standard unterstützt auch niedrigere Videoauflösungen) und auf einem entsprechenden Player wiedergeben. Dies ist auch im Regelfall so gegeben und wir sehen einen Qualitätsunterschied zur mittlerweile veralteten DVD oder auch Streaming-Angeboten.
Irreführung des Käufers?
Einige Produzenten aber scheuen die zusätzlichen Kosten für eine erneute hochauflösende Bereitstellung des Filmmaterials und bedienen sich – kein Witz – einfach der bereits vorhandenen DVD-Version. Der Film wird dann einfach beim Erstellen der Blu-ray auf Full-HD skaliert, sprich, die fehlende Auflösung wird digital hochgerechnet und ist daher keinesfalls vergleichbar mit einer echten HD-Version des Films. Fertig ist nun die Blu-ray. Besonders dreiste Studios greifen sogar zu noch schlechterer Qualität und lassen den Konsumenten mit einer Videoqualität der 80er Jahre sein blaues Wunder erleben.
Diese Praxis ist zwar gegenüber dem Kunden nicht fair, aber rechtlich erlaubt. Es gibt aktuell kein Gesetz, das vorschreibt, dass auf einer Blu-ray hochauflösendes Material verwendet werden muss. Nur wenn bei der Angabe der technischen Daten ebenfalls „geschummelt“ wird, kommt der Produzent in rechtliche Schwierigkeiten. Eine solche Angabe ist auf der Verpackung aber keine Pflichtangabe und wird auf vielen Blu-Rays auch nicht explizit angegeben. Und eines darf man nicht vergessen: Das Material liegt ja rein technisch gesehen normalerweise in einer hohen Auflösung vor, nur eben künstlich hochgerechnet von einem deutlich schlechteren Quellmaterial.
Ich selbst habe diese Vorgehensweise schon “hinter den Kulissen” erlebt (hier ein älterer Beitrag des SRF) und kann versichern: Es lohnt sich für den Produzenten nicht. Denn bereits nach kürzester Zeit sind die Lagerregale wieder voll mit den zurückgesendeten Datenträgern. Im Schlimmsten Fall beschweren sich die Kunden und der Ruf ist dahin. Aber es gibt auch weniger auffällige Schummeleien, insbesondere bei der UHD-Blu-Ray. Viele der technischen Möglichkeiten sind für den normalen Nutzer kaum zu erkennen. Ideal, um ein wenig Geld in der Produktion einzusparen.
UHD – Ultra High Definition auf der 4K Blu-ray
Alte Filme wurden in der Regel auf Band aufgezeichnet, welches sich durch nochmaliges Digitalisieren (Scannen) auch in sehr hohen Auflösungen und guter Qualität bereitstellen lässt. In der heutigen Digitaltechnik ist dies nicht ohne weiteres möglich und das Material ist ohne Qualitätsverlust nicht in höhere Auflösungen zu wandeln. Ein Nachteil der neuen Technik. Stelle dir nur vor, man hätte Star Wars beispielsweise nur im DVD Standard digital gedreht – bei den heutigen Sehgewohnheiten eine mittlere Katastrophe. Von den Effekten gar nicht erst zu sprechen, wobei bei alten Filmen oft mit Modellen gearbeitet wurde und dies daher nicht so ins Gewicht fällt.
Die technologische Weiterentwicklung der letzten Jahre sorgt für immer bessere Ergebnisse beim skalieren auch bei digitalem Material. Besonders künstliche Intelligenz (KI) spielt eine immer größere Rolle. Mit KI-basierten Methoden können ältere Filme so überarbeitet werden, dass sie fast wie echte HD- oder 4K-Produktionen wirken. Das Problem einer wirklich schlechten Bildqualität dürfte daher immer seltener vorkommen.
Auf einer Blu-Ray mit der schwarzen Box soll der Film laut Verpackung in Ultra-HD vorliegen. Das tut er in der Regel auch, jedoch manchmal auf Basis eines schlechteren Quellmaterials entstanden. Man muss hier aber klar sagen, dass der Unterschied zwischen HD und Ultra-HD für das Auge lange nicht so stark ins Gewicht fällt wie derjenige zur DVD. Die Qualität ist daher dennoch in den meisten Fällen sichtbar besser im Vergleich zur normalen Blu-ray.
Der gute Ton
Zusätzlich ermöglicht der Blu-ray-Standard auch Verbesserungen im Audio-Bereich, indem weniger stark komprimierte Audiospuren verwendet werden können. Auch Mehrkanal-Audio höher als 5.1 sind vorgesehen. Aktuell ist z.B. mit Dolby Atmos (Surround-Format, das objektbasiert arbeitet und die maximal möglichen Lautsprecher im Wiedergabesetup korrekt ansteuert) ein sehr hochwertiges Hörerlebnis möglich, das teilweise sogar das Kino in den Schatten stellt. Aber auch hier gilt: Alles kann, nichts muss. Während technisch die Blu-Ray mehr ermöglicht als die DVD, so muss dies seitens der Produzenten auch genutzt werden. Vor allem im Ton wird daher oft der Rotstift angesetzt und nur das Minimum verwendet, vor allem in den Synchronfassungen. Dolby Atmos wird meist nur in der deutlich teureren UHD-Blu-ray angeboten, um weitere Kaufanreize zu schaffen.
Falls du auf der Suche nach einer guten Blu-ray mit Dolby Atmos bist, hat mich die Konzertaufnahme von Hans Zimmer* in Prag sehr beeindruckt. Die räumliche Darstellung und Qualität der Aufnahme ist mit einer entsprechenden Anlage beeindruckend und bringt das Konzert direkt in dein Wohnzimmer.
HDR – High Dynamic Range
Ein weiterer Vorteil, der uns der neue Blu-ray Standard bieten kann ist die Darstellung eines Films in HDR. Das steht für „High Dynamic Range“, was so viel wie ein erhöhter Dynamikumfang, also die Differenz zwischen den hellen und dunklen Bildbereichen bedeutet. Bietet ein Film HDR und das Wiedergabegerät ist HDR-fähig, erleben wir einen sichtbar besseren Kontrast, Detailreichtum und ein sehr ausgewogenes Bild. Hier müssen aber alle Geräte von der Produktion bis zur Wiedergabe in der Lage sein, HDR zu verarbeiten. Das ist aufwändig und teuer und ist in der Praxis daher vergleichsweise selten genutzt.
Daher bedeutet HDR nicht gleich HDR. Oder anderes gesagt: Es gibt viele Qualitätsstufen, die von echtem HDR bis hin zum einfachen Anheben der hellen und dunklen Bildbereiche in der Nachbearbeitung geht. Das hat dann aber nichts mit einem erhöhten Dynamikumfang zu tun und verschlechtert das Bild zusätzlich. Es gilt daher genau darauf zu achten, wie der Film produziert wurde. Das aber kann man als Käufer leider in den meisten Fällen erst herausfinden, wenn die Disc bereits im Regal steht. Es gilt: Mal lohnt sich der Aufpreis, oft aber auch nicht. Zumindest was HDR angeht.
Blu-ray vs. Streaming: Was bietet die bessere Qualität?
Beim Vergleich von Blu-ray und Streaming hat die Disc in Sachen Qualität in der Regel noch immer die Nase vorn. Blu-rays und UHD-Blu-rays bieten eine deutlich höhere Datenrate, was sich besonders bei komplexen Bildinhalten wie schnellen Bewegungen, dunklen Szenen oder feinen Details bemerkbar macht. Während Streaming-Dienste wie Netflix, Disney+ oder Amazon Prime zwar beeindruckende 4K- und HDR-Optionen liefern, sind diese oft stark komprimiert, um Bandbreite zu sparen. Auch beim Ton liegt die Blu-ray vorne: Audioformate wie Dolby Atmos oder DTS:X finden wir noch selten bei Streamingdiensten, vor allem in den Synchronfassungen. Streaming punktet hingegen mit Bequemlichkeit und einer riesigen Auswahl. Für Heimkino-Enthusiasten und Sammler bleibt die Blu-ray die beste Wahl, wenn es um maximale Bild- und Tonqualität geht. Fazit: Wer Wert auf Perfektion legt, greift zur Disc.
Blu-rays haben sich zunehmend zu einem Nischenprodukt entwickelt, vor allem in einer Zeit, in der Streaming-Dienste den Markt dominieren und immer mehr Konsumenten auf digitale Medien setzen. Während viele Nutzer die Bequemlichkeit und Auswahl von Streaming bevorzugen, bleibt die Blu-ray für Sammler und Filmliebhaber ein wertvolles Medium. Besonders für diejenigen, die auf die bestmögliche Bild- und Tonqualität Wert legen oder eine Sammlung besonderer Editionen anstreben. Diese physische Form des Films bietet zudem den Vorteil der langfristigen Verfügbarkeit ohne Abhängigkeit von wechselnden Lizenzen. In einer Welt, in der digitale Angebote immer schneller kommen und gehen, hat die Blu-ray daher durchaus noch eine Berechtigung.
► Teste Amazon Prime Video für 30 Tage*
Genau hinschauen, dann lohnt sich der Blu-ray Kauf
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich bei einigen UHD-Discs der Aufpreis zur normalen Blu-ray nicht lohnt, letztere aber immer der DVD und meist auch dem Streaming vorzuziehen ist. Die technischen Möglichkeiten der Disc werden aber häufig nicht voll genutzt. Die zusätzlichen Kosten (die UHD-Version kostet oft das Doppelte) fließen oft an die Produktionsstudios und nicht in die Produktion an sich. In meinen Augen stellt der Verkauf von hochgerechneten Filmen und künstlich erzeugtem HDR eine bewusste Irreführung des Käufers dar. Denn wir erwarten zu Recht eine höhere Qualität bei einem höheren Preis. Ist der Film aber gut produziert und die passenden (teuren) Wiedergabegeräte stehen zur Verfügung, dann kann man tatsächlich eine bessere Qualität als in den meisten Kinos erwarten.
Da die genannte Problematik bei den großen Hollywood-Blockbustern keine Rolle spielt und in der Regel eine hochwertige Produktion zu Grunde liegt, kann man hier entspannt zuschlagen und erhält eine entsprechende Qualität mit höchstens Abzügen in der B-Note durch schlechtes HDR oder fehlende Unterstützung hochwertiger Audioformate. Anders kann es aber bei kleineren Produktionen wie Dokumentationen, Reisevideos oder auch Konzertmitschnitten aussehen. Es gilt wie sonst auch: Augen auf beim Kauf.
Fußnoten
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Marcel Milbich Filmproduktion und wurde für Movie Mentor überarbeitet.
Mit einem * versehene Links sind Affiliate-Links. Wenn du über diesen Link ein Produkt kaufst erhalten wir eine kleine Provision. Der Verkaufspreis ändert sich dabei nicht und es entstehen auch keinerlei Nachteile für dich.
Tag:Verwertung