
Du brauchst keinen Imagefilm! – Videoformate für Unternehmen
Dieser Artikel wurde zuletzt am 10. November 2025 aktualisiert.
Viele Unternehmen träumen davon, mit einem professionellen Imagefilm glänzen zu können. Einmal produziert, soll das Video die Marke stärken, neue Kunden gewinnen und zeigen, wie modern das Unternehmen ist. Doch in der Realität läuft es oft anders: Der Film wird fertiggestellt, auf YouTube oder die Webseite hochgeladen – und dann passiert … nichts. Das Video dümpelt nach einem Jahr noch immer bei wenigen hundert Aufrufen.
Inhaltsverzeichnis
Warum der klassische Imagefilm oft am Ziel vorbeigeht
Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Für einen Kunden haben wir einen aufwendig produzierten Imagefilm erstellt (Typische Kosten für einen Imagefilm findest du hier). Doch nach der Veröffentlichung ohne YouTube-Optimierung, ohne passende Keywords oder begleitende Werbemaßnahmen blieb das Ergebnis ernüchternd: kaum Aufrufe und kaum Reichweite. Ein typisches Beispiel dafür, dass ein Video ohne Konzept zur Verbreitung keine Wirkung entfaltet. Grund war hier, dass der Kunde die Verwertung selbst in die Hand nehmen wollte. Er legte einen neuen YouTube-Kanal an und nannte das Video „Das sind wir“. Es gilt also: Nicht immer ist der Imagefilm das passende Format, vor allem wenn er nicht ganzheitlich und mit klaren Zielen gedacht wird.
Die Wahrheit ist nämlich: Nicht jedes Unternehmen braucht einen Imagefilm. Viel wichtiger ist, das richtige Format für das jeweilige Ziel zu finden. Warum Videos im Unternehmenskontext trotzdem ein unverzichtbares Kommunikationsmittel sind, habe ich dir im Fachbeitrag „Warum du Videos im Unternehmen einsetzen solltest“ zusammengefasst.
Was Unternehmen mit Videos wirklich erreichen wollen
Bevor du dich für ein bestimmtes Videoformat entscheidest, solltest du dir eine einfache Frage stellen: Was willst du mit dem Video eigentlich erreichen?
Die meisten Unternehmen wollen mit einem Film alles zugleich: Sympathie wecken, Produkte vorstellen, neue Mitarbeitende finden und gleichzeitig die Marke emotional aufladen. Das klingt verlockend, funktioniert in der Praxis aber selten.
Ein Video kann nur dann wirklich wirken, wenn es ein klares Ziel hat. Willst du Vertrauen aufbauen? Dann kann ein authentisches Interview mit deiner Geschäftsführung oder deinen Mitarbeitenden mehr bewirken als ein Hochglanzfilm. Möchtest du neue Kundinnen und Kunden erreichen? Dann solltest du das Video dort veröffentlichen, wo deine Zielgruppe tatsächlich aktiv ist, zum Beispiel auf LinkedIn, Instagram oder YouTube.
Unternehmen verfolgen mit Videos in der Regel vier Hauptziele:
- Markenbekanntheit steigern: z. B. durch emotionale oder aufmerksamkeitsstarke Inhalte.
- Produkte oder Dienstleistungen erklären; mit Tutorials oder kurzen Erklärvideos.
- Mitarbeitende gewinnen: mit Recruitingvideos, die Einblicke ins Team geben.
- Vertrauen aufbauen: durch authentische Geschichten und echte Gesichter (meist Social-Media)
Ein einzelner Imagefilm kann das in der Gesamtheit kaum leisten. Stattdessen lohnt es sich, mehrere gezielte Videoformate zu planen, die unterschiedliche Ziele und auch Zielgruppen abdecken. Denn die meisten Formate sprechen auch verschiedene Zielgruppen an. So musst du in einem Recruiting-Video andere Schwerpunkte legen als bei einem Imagefilm. Im nächsten Abschnitt zeige ich dir, welche Alternativen zum klassischen Imagefilm besonders wirkungsvoll sind.
ℹ️ Viele Imagefilme wirken austauschbar und beliebig. Der immer gleiche Aufbau und Phrasen im Sprechertext erzeugen oft das Gegenteil vom gewünschten. Ein Imagefilm sollte daher nicht nur aus Luftaufnahmen und „Innovationskraft“ bestehen. Es geht um Storytelling, um gute Geschichten.
Spannende Alternativen zum Imagefilm
Wenn du das Ziel deines Videos kennst, wird schnell klar: Ein klassischer Imagefilm ist nur eine von vielen Möglichkeiten und oft nicht die effektivste. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Formate etabliert, die günstiger, flexibler und vor allem zielgerichteter sind. Hier sind einige der wichtigsten:
Webserie oder Online-Videoreihe
Statt einmalig viel Geld in einen Imagefilm zu investieren, kannst du eine Webserie oder eine kleine Videoreihe produzieren. Damit erzielst du langfristig mehr Sichtbarkeit und bleibst mit deinem Unternehmen kontinuierlich im Gespräch. Außerdem kannst du flexibel auf Trends reagieren und deine Marke dauerhaft auf Social-Media verankern. Es geht an dieser Stelle ausdrücklich nicht um einzelne Clips zu bestimmten Themen, sondern um den Aufbau einer Marke und wiederkehrenden Elementen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Webserie der Bahn „Boah, Bahn!“ mit Anke Engelke.

Social-Media-Shorts
Kurze, vertikale Clips für LinkedIn, Instagram oder YouTube Shorts sind derzeit das effektivste Format, um schnell Reichweite aufzubauen. Wichtig ist hier eine Content-Strategie, lieber regelmäßig kleine Videos zu posten als einmal im Jahr ein großes. Kurzvideos folgen einer anderen Logik als normale Langform-Videos und erfordern eine gute Planung. Daher eignen sich diese kurzen Videoclips vor allem als Multiplikator für längere Videos oder Produkte.
Interviews und Statements
Nichts schafft mehr Vertrauen als echte Menschen. Kurze Interviews mit Mitarbeitenden, Führungskräften oder zufriedenen Kundinnen und Kunden (Testimonials) wirken authentisch und sind gleichzeitig kostengünstig zu produzieren. Interviews sind ein dankbares Format, da es in der Regel einfach zu produzieren ist und sich gut auch in anderen Formaten nutzen lässt. Einmal aufgenommen kann es für sich als Kurzclip stehen, im Imagefilm verwendet werden oder sogar für einem Podcast genutzt werden. Denke bei jeder Videoproduktion also auch an die Nutzung in einem anderen Zusammenhang.

Produkt- oder Erklärvideos
Wenn du erklärungsbedürftige Produkte oder Dienstleistungen anbietest, ist ein Erklärvideo oft sinnvoller als ein Imagefilm. Es zeigt klar, was du anbietest und welchen Nutzen es bringt. Diese Formate lassen sich leicht in Präsentationen, auf Websites oder in Social Media einsetzen. Unterscheiden solltest du hier aber mit Blick auf die Zielgruppe zwischen einem Erklärvideo und einem Produktvideo. Im Produktvideo stellst du in der Regel die Vorteile vor und präsentierst die Funktionen und den Nutzen als Ganzes, beim Erklärvideo gehst du in die Tiefe und erklärst einzelne Funktionen detailliert. Das hat auch zur Folge, dass ein Erklärvideo besser auf einer Unterseite deiner Webseite oder im Kundenservice aufgehoben ist.
Recruitingvideos
Gerade im Wettbewerb um Fachkräfte sind Recruitingvideos oft das effektivste Format. Sie geben Einblicke in den Arbeitsalltag, stellen echte Mitarbeitende vor und schaffen Nähe. Wichtig ist hier, dass du dieses Format als etwas eigenständiges denkst. Viele Unternehmen verbinden das mit einem klassischen Imagefilm und verschwenden so viel Potential durch eine ungenaue Zielgruppenansprache. Es geht an dieser Stelle um die Mitarbeiter-Benefits und die Art und Weise, wie ein Produkt oder eine Dienstleistung entsteht, nicht um die Vorteile des Produkts an sich.
💡 Tipp: Egal für welches Format du dich entscheidest, denke auch an die Nutzung in einem anderen Kontext. Du könntest später z. B. problemlos neue Schnittfassungen oder Kurzversionen für Social Media aus dem gleichen Material erstellen. Wichtig ist aber an dieser Stelle, dass du normalerweise nicht die Rechte am Rohmaterial oder der eigenständigen Änderungen erwirbst.
Wie du das passende Format findest
Wenn du weißt, was du mit deinem Video erreichen willst, ist der nächste Schritt, das passende Format zu wählen. Das klingt einfach, führt in der Praxis aber oft zu Unsicherheit: Soll es ein emotionaler Clip werden, ein erklärendes Video oder lieber etwas für Social Media?
Die Antwort hängt von drei Fragen ab, die du dir unbedingt stellen solltest, bevor du mit der Produktion beginnst:
- Wer ist meine Zielgruppe und wo hält sie sich auf? Zeigst du dein Video auf der Website, auf Messen oder auf Social Media? Jedes Umfeld verlangt ein anderes Format. Ein Social-Media-Clip sollte kurz, direkt und emotional sein. Ein Recruitingvideo darf länger dauern, wenn es authentische Einblicke gibt.
- Was ist das konkrete Ziel? Willst du informieren, überzeugen oder unterhalten? Ein Erklärvideo ist ideal für komplexe Themen, während eine Webserie Nähe und Vertrauen aufbaut. Wenn du neue Mitarbeitende suchst, ist ein Recruitingvideo die bessere Wahl.
- Wie soll das Video wirken und was darf es kosten? Ein einfach produzierter Clip kann authentischer wirken als eine Hochglanzproduktion. Gerade auf Social Media zählt Persönlichkeit mehr als Perfektion (was nicht bedeutet, dass ein wackeliges Handyvideo gut ist).
Zur Orientierung kannst du dir die Formate auch nach ihrer Position in der Customer Journey (Kundenreise) vorstellen:
| Ziel | Beispielziel | Passendes Format |
|---|---|---|
| Aufmerksamkeit | Marke oder Produkte bekannt machen | Social-Media-Shorts, Webserie, Werbespots, Messefilm |
| Interesse | Vertrauen aufbauen, Leistungen zeigen | Interviews, Behind-the-Scenes, Imagefilm |
| Handlung | Verkauf, Bewerbung, Kontaktaufnahme | Produktvideos, Recruitingvideos |
💡 Praxis-Tipp: Plane lieber mehrere kurze Videos als ein großes. Eine Reihe kleiner, thematisch verbundener Clips erzielt langfristig oft mehr Wirkung und kann flexibel für unterschiedliche Plattformen genutzt werden. Das kannst du auch gut aus dem Material deines Imagefilms erstellen.
🎓 Wie du die richtige Ausschreibung für dein Projekt aufsetzt, lernst du im Movie-Mentor-Kurs „Ausschreibung Videoproduktion“. Dort findest du auch eine Checkliste, die du für deinen Imagefilm nutzen kannst.
Warum Authentizität wichtiger ist als Perfektion
Viele Unternehmen glauben noch immer, ein Video müsse perfekt sein, um professionell zu wirken. Hochglanzoptik, gestylte Mitarbeitende, sorgfältig einstudierte Texte. Die Zuschauer spüren das aber sofort. Das muss nicht grundsätzlich negativ sein, da z. B. eine Luxusmarke sich anders präsentieren sollte, als das moderne Start-Up. Grundsätzlich gilt aber: Jedes Video muss authentisch sein. Ein kurzer Clip, in dem echte Mitarbeitende erzählen, warum sie gern im Unternehmen arbeiten, erzeugt mehr Vertrauen als ein teures Imagevideo mit Hochglanzbildern. Menschen wollen Menschen sehen, keine Werbefiguren. Gleiches gilt für Geschichten: Echte Erlebnisse schaffen Vertrauen und Nähe.
Wir produzieren unsere Interviews daher in der Regel ohne Drehbuch und nur mit ein paar Stichworten. Am Ende läuft es dann im Grunde auf ein „nettes Gespräch“ hinaus. Damit sind authentische Aufnahmen möglich und die Person vor der Kamera kann sich sogar selbst einbringen. Hier entstehen schon oft Impulse und glaubwürdige Einblicke, die in der Planung nie entstanden wären. Authentizität bedeutet daher nicht, auf Qualität zu verzichten. Es geht darum, ehrlich, nahbar und glaubwürdig zu sein.
Tipps für die Praxis
Der wichtigste Schritt ist, einfach anzufangen. Viele Unternehmen schieben Videoprojekte monatelang vor sich her, weil sie glauben, es müsse von Anfang an perfekt geplant und produziert sein. In Wahrheit ist das Gegenteil oft erfolgreicher: lieber klein starten, Erfahrungen sammeln und das Format Schritt für Schritt verbessern.
Beginne mit einem Format, das du selbst umsetzen kannst, z. B. mit einem kurzen Statement, einem Behind-the-Scenes-Clip oder einer kleinen Interviewreihe. Das gibt dir ein Gefühl für Kamera, Ton und Wirkung und du merkst schnell, welche Inhalte bei deiner Zielgruppe gut ankommen.
Ein weiterer Tipp: Plane Inhalte in Serien, nicht in Einzelprojekten. Mehrere kurze Videos zu einem Thema sind leichter zu produzieren und können auf verschiedene Plattformen verteilt werden. So entsteht über Zeit eine Video-Bibliothek, die deine Marke stärkt und Vertrauen aufbaut. Das nennt sich Content-Journey und meint, dass du deine Zielgruppe auf dem kompletten Weg begleitest. Also angefangen vom Social-Media-Clip, dem Imagefilm auf der Webseite bis hin zum Erklärvideo im After-Sales-Service. Wir beraten dich gerne und produzieren passenden Content für dich, sprich uns einfach an.
Du brauchst keinen Imagefilm, um Eindruck zu machen. Du brauchst ein Video (oder Videos) das wirkt, weil es echt ist. Starte klein, bleibe ehrlich und erzähle Geschichten, die deine Zielgruppe wirklich bewegen.



