Was kostet eine Videoproduktion?
Was bedeutet es, einen Film produzieren zu lassen? Welcher Aufwand entsteht und sind Investitionen im fünfstelligen Bereich wirklich nötig? Wir gehen im folgenden von einem fiktiven Beispiel für ein Imagevideo aus und schauen uns die einzelnen Arbeitsschritte und die Kosten einer Videoproduktion genauer an.
Inhaltsverzeichnis
Die erste Idee zur Videoproduktion
Du möchtest für die eigene Webseite einen klassischen Imagefilm mit rund vier Minuten Länge produzieren. Diese Idee geistert vermutlich in vielen Marketing-Abteilungen herum, aber oft traut man sich nicht so wirklich ran. Meist ist das unbegründet, denn jede seriöse Filmproduktionsfirma unterstützt dich dabei und nimmt dir die meiste Arbeit ab.
Zu Beginn steht natürlich erst einmal dein Wunsch bzw. deine Idee. Im Regelfall kontaktiert das interessierte Unternehmen direkt eine Produktionsfirma oder eine Agentur und bittet um ein Angebot. In den seltensten Fällen kann aber sofort ein konkretes Angebot erstellt werden, denn für die Kosten einer Videoproduktion sind viele Faktoren verantwortlich. Daher werden die meisten seriösen Firmen hier ein persönliches Gespräch vereinbaren. Dies kann erstmal auch telefonisch erfolgen.
Auf Grundlage dieses Gesprächs entwickelt die Produktionsfirma oft einen oder mehrere Konzeptvorschläge und beziffert auch gleich die jeweiligen Kosten. Dabei handelt es sich in der Regel um eine erste Schätzung und keinen finalen Preis. Basis hierfür sind in den meisten Fällen das grobe Konzept, die Zielgruppe, die Verwertung (Kino, TV, Web, …) und die gewünschte Qualität bzw. der „Look“ des Filmes. Du hast anschließend Zeit, dir in Ruhe die Konzeption anzusehen und dich für oder gegen eine Zusammenarbeit zu entscheiden.
Tipp: Pauschale Angebote mit Kosten pro Minute Video sind in den seltensten Fällen auf deine Bedürfnisse abgestimmt. Hinterfrage solche Angebote und lasse dir erklären, welche Leistungen enthalten sind.
► Meist entstehen für einen ersten Konzeptvorschlag oder für die Erstellung eines Angebots keine Kosten oder diese werden bei Auftragserteilung verrechnet.
Achtung: Einige Produktionsunternehmen berechnen einen Teil der Kosten für die Videoproduktion bereits bei der Beauftragung. Dies dient zum einen zur Absicherung und für die teils hohen Vorleistungen. Gerade bei großen Produktionen über 10.000 € ist dies durchaus üblich.
Die Vorproduktion
Hast du dich für eines der Konzepte entschieden, folgt die Vorproduktion. Nun geht es um das eigentliche Ausarbeiten des Konzepts. In enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber entwickeln die kreativen Köpfe der Produktionsfirma das genaue Drehbuch bzw. Konzept. Basis bildet dabei die Kommunikationsstrategie, also die genaue Definition der Zielgruppe und deren Ansprache, sowie die Absicht und Ziele hinter der Produktion. Hier sind oft mehrere gemeinsame Besprechungen sinnvoll oder die Daten werden schriftlich ausgetauscht. Es ist wichtig, dass sich alle über die Idee und die Gestaltung einig sind. Je nach Konzept kann dieser Prozess durchaus mehrere Tage dauern, vor allem wenn die Ideen im Vorfeld konkret ausgearbeitet oder sogar (z.B. als Storyboard1) visualisiert werden sollen.
Die Konzepte lassen sich meist in dokumentarische oder szenische Ansätze unterteilen. Dabei ist die kreative Umsetzung mit Schauspielern und einer Geschichte meist teurer, als die authentische Darstellung der Abläufe mit echten Mitarbeitern. Beide Konzepte haben ihre Berechtigung und ergeben sich aus der Zielgruppe und der Absicht der Produktion.
Im Anschluss werden die Drehorte besichtigt, Schauspieler gecastet sowie Termine und die Technik organisiert. Zudem fallen viele organisatorischen Arbeiten für die kommenden Dreharbeiten an, wie Fahrzeuge mieten, das Catering organisieren oder Übernachtungen für das Filmteam buchen. Dies übernimmt normalerweise das Produktionsunternehmen und du hast hier keinerlei Aufwand, außer es sind eigene Mitarbeiter oder Räumlichkeiten vorgesehen.
► Die Kosten für die Vorproduktion belaufen sie pro Person üblicherweise im Bereich zwischen 400 – 600 € am Tag2. Für einen klassischen Imagefilm kann schnell ein Aufwand von einer Woche und mehr entstehen. Zusätzlich können durch Genehmigungen, Nutzungsrechte oder Reisekosten Kosten anfallen. Für unser Beispiel rechnen wir mit 2.000 €.
Die Dreharbeiten
Nun beginnen die eigentlichen Dreharbeiten. Da ein Drehtag im Vergleich zu einem Tag in der Vorproduktion in der Regel teurer ist, wird oft möglichst viel in kurzer Zeit gedreht, um die Kosten für die gesamte Videoproduktion zu reduzieren. Daher kann ein Drehtag oft zehn oder mehr Stunden dauern. Einem gut eingespielten Team macht dies nichts aus und es arbeitet konzentriert bis zur letzten Klappe. Das bedeutet auch, dass die Dreharbeiten normalerweise einer der kürzesten Projektabschnitte sind und für einen klassischen Imagefilm selten 2-3 Tage überschreiten.
Der Preis für die Dreharbeiten entsteht zum einen durch das Personal, zum anderen durch die Technik. Die Kamera- Ton- und Lichttechnik kann bei hochwertigen Produktionen einen Wert im sechsstelligen Bereich haben und muss natürlich entsprechend berechnet werden. Etwa 1.000 € für eine Standardausrüstung (Kamera, Licht und Ton) pro Drehtag sind hier durchaus gängig. Wenn es nur eine Kamera braucht, kann es auch weniger sein, rechne aber dennoch mit ein paar hundert Euro. Übrigens: Oft ist nicht die Kamera das eigentlich teure, sondern die Objektive. Hier kann ein Set aus mehreren Premium Festbrennweiten auch mal den Preis einer Doppelhaushälfte haben.
Das Personal setzt sich üblicherweise aus 2-5 Personen zusammen, die jeweils verschiedenen Aufgaben übernehmen. Auch hier kannst du mit einem Tagessatz von 400 – 600 € je Person rechnen, wobei insbesondere bei längeren Drehzeiten diese auch steigen können. Hinzu kommen dann ggf. die Gagen für Schauspieler, die sich in der Regel auch in diesem Bereich bewegen, bei bekannteren Darstellern kommt aber häufig noch ein Buy-out3 dazu.
Häufig vergessen Kosten
Wenn Bühnenbauten oder die Miete eines Studios nötig sind, so solltest du auch das bei der Kalkulation berücksichtigen. Die meisten Imagefilme werden allerdings in den Räumlichkeiten des Unternehmens gedreht. Achte daher auch auf indirekte Kosten durch Einschränkungen z.B. in der Produktion oder die Bindung der Mitarbeiter. Denke zudem an die Verpflegung, Unterkunft und die Reisekosten der beteiligten Personen. Das solltest du insbesondere bei großen Teams nicht unterschätzen.
► Die Kosten für die Dreharbeiten ergeben sich aus verschiedenen Faktoren und sind sehr individuell. Rechne grob mit etwa 2.500 – 3.000 € pro Drehtag. Wir gehen für unser Beispiel von zwei Tagen zu insgesamt 5.000 € aus.
Die Postproduktion
Nach den Dreharbeiten folgt der Schnitt der Aufnahmen. Dabei entsteht zuerst der so genannte Rohschnitt, bei dem die passenden Szenen ausgewählt werden und die grobe Struktur des Films festgelegt wird. Dies wird dir häufig zur Abnahme vorgelegt und besprochen. Danach folgt der Feinschnitt, bei dem alle Schnitte angepasst, Effekte und Musik hinzugefügt sowie die Aufnahmen für den Sprecher angefertigt werden. Je nach Vereinbarung folgt nun eine weitere Abnahme. Ganz am Ende passt das Produktionsteam noch die Farbe sowie letzte kleinere Punkte an.
Je nach der Komplexität und Dauer des Films kann die Nachbearbeitung mehrere Wochen dauern. Gerade unerfahrene Auftraggeber können das häufig nicht nachvollziehen und möchten den Film natürlich so schnell wie möglich veröffentlichen. Gerade die Postproduktion ist einer der aufwändigsten Arbeitsschritte einer Videoproduktion.
Als grobe Orientierung kannst du den Aufwand für den Schnitt mit etwa dem 2-3-fachen der Drehzeit ansetzen. Bei zwei Tagen Dreh, wären das dann etwa 4-6 Tage für die Nachbearbeitung. Hier kommt es aber vor allem auf die Komplexität und die gewünschte Qualität an. Einfache Interviews sind deutlich schneller fertig, als eine aufwändige Animation. Tagessatz pro Person: zwischen 400 – 600 €.
Da die Technik für die Nachbearbeitung sehr teuer sein kann, wird diese oft extra berechnet oder ist im Tagessatz inkludiert. Neben einem leistungsstarken Computer und Zubehör sind hier auch die Kosten für eine professionelle Software berücksichtigt. Meist bewegen sich die Kosten für die Hard- und Software im Bereich 100 – 200 € je Tag.
Kosten für Musik und Sprecher
Zudem entstehen Kosten für die Musik und Soundeffekte. Üblicherweise greift man hierfür auf eine gemafreie Audiobibliothek zurück. Diese Titel kosten in der Lizensierung einmalig, dürfen dann aber in der Regel nur für dieses Projekt genutzt werden und manche Nutzungsrechte wie die TV-Ausstrahlung sind nicht inbegriffen oder deutlich teurer. Rechne mit etwa 100 € je Titel für einen klassischen Imagefilm. Geräusche sind meist günstiger. Mehr zum Thema findest du im Artikel über die Nutzung gemefreier Musik.
Musik kann kostengünstig über Plattformen wie Epidemic Sound mit einem Abo oder per Einzellizenz bezogen werden. Die Kosten für einen einzelnen Musiktitel sind dort vielleicht günstiger, als dir später in Rechnung gestellt wird. Du darfst den Aufwand für die Suche nach einem passenden Titel aber nicht vernachlässigen. Oft werden verschiedene Lieder und Stimmungen getestet, wofür einige Stunden Arbeit anfallen können.
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Möchtest du eine professionelle Stimme für die Vermittlung deiner Inhalte, so kannst du mit Kosten um die 500 € rechnen. Sprecherinnen und Sprecher rechnen in der Regel nach dem VDS Gagenkompass ab, der verschiedene Nutzungsrechte unterteilt. Weitere Informationen zu den Nutzungsrechten findest du im Artikel zum Urheberrecht. Ich empfehle grundsätzlich für einen Off-Kommentar professionelle Sprecherinnen und Sprecher zu beauftragen und nicht auf die die eigenen Mitarbeiter/innen zu setzen. Eine gute Sprechstimme trägt maßgeblich zur Wirkung eines Films bei.
Zusätzliche Kosten können auch für die Erstellung von Untertiteln des Gesprochenen anfallen, insbesondere wenn eine professionelle Übersetzung nötig wird. Mittlerweile kann dank KI-Unterstützung dieser Prozess aber stark vereinfacht werden.
► Für unser Imagefilmprojekt gehen wir von zwei Drehtagen aus, was vier Tage für die Nachbearbeitung bedeutet. Außerdem werden zwei Musiktitel und ein Sprecher benötigt. In der Summe ergibt das etwa 3.300 €.
Die Verwertung
Es folgt nun die Verwertung des Films, sprich die Veröffentlichung. Hier sind vor allem die geplanten Einsatzorte, wie Web, Kino oder TV von Bedeutung. Auch eine Social-Media Strategie oder die Einbindung auf der Webseite können indirekte Aufwände verursachen. Hier sollte über die eigentliche Produktion hinaus gedacht werden und es kann durchaus sinnvoll sein, z.B. auf den sozialen Medien Werbung zu schalten oder eine Agentur mit der Suchmaschinenoptimierung zu beauftragen.
► Wir planen an dieser Stelle einen kleinen Betrag von 200 € ein.
Fazit: Das sind die Kosten für eine Videoproduktion
Rechnen wir nun die Kosten für unser Video zusammen, kommen wir auf Gesamtkosten von etwas über 10.000 €. Dafür bekommst du einen hochwertig produzierten Film, der ein paar Jahre deine Webseite schmückt. Der Aufwand ist für unser Beispiel ist in einem mittleren Bereich angesiedelt, das heißt du kannst auch für ein paar tausend Euro weniger guter Ergebnisse bekommen oder für etwas mehr die Qualität noch einmal anheben.
Wichtig zu verstehen ist, dass ein Film kein Fließbandprodukt ist und stets auf deine Anforderungen zugeschnitten ist. Die Kosten für die Videoproduktion können vor einem ersten Gespräch mit dem Produktionsunternehmen nicht seriös genannt werden und ich empfehle daher auch bei Pauschalangeboten skeptisch zu sein und die enthaltenen Leistung zu hinterfragen.
Möchtest du tiefer in die Produktion eines Videos einsteigen oder dich darauf vorbereiten?
► Dann schaue dir unseren Crashkurs für die betriebliche Videoproduktion an.
Fußnoten
- Unter einem Storyboard versteht man eine gezeichnete Version des Drehbuchs bzw. eines Bildes aus Sicht der Kamera. Diese visuelle Darstellung ermöglicht eine konkrete Planung und erleichtert die Abstimmung im Team. ↩︎
- In der Filmproduktion sind Tagessätze üblich, selten auch halbe Tagessätze. Je nach Erfahrung der Personen kannst du mit mindestens 50,00 € Stundenlohn rechnen ↩︎
- Unter einem Buy-out versteht man die Abgabe der Nutzungs- und Verwertungsrechte. Ein Buy-out wird zusätzlich zur Gage fällig. ↩︎
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Tag:Recht