KI-Stimmen für Videoprojekte: Was sie 2025 wirklich können
Dieser Artikel wurde zuletzt am 3. September 2025 aktualisiert.
Als Filmproduzent beschäftige ich mich fast täglich mit KI-Tools und nutze diese mittlerweile auch regelmäßig. Die Tools ermöglichen das Erstellen ganzer Videos oder Drehbücher und helfen beim Videoschnitt. Die Videoproduktion wandelt sich und es ergeben sich daraus auch viele Chancen. Ein Berufszweig aber leidet besonders stark: Die Sprecherinnen und Sprecher. Anbieter wie ElevenLabs ermöglichen erstaunlich hochwertige Ergebnisse zu einem günstigen Preis. Was steckt dahinter und wie gut ist das Ergebnis wirklich?
Inhaltsverzeichnis
Der aktuelle Stand der KI-Stimmen
Ich sehe die Entwicklung in diesem Bereich differenziert. Im Moment kommen meiner Meinung nach KI-Stimmen nicht an echte heran, vor allem, wenn es um authentische Inhalte geht. Aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich das kaum mehr unterscheiden lässt. Ganz ersetzen wird KI das Menschliche aber vorerst nicht. Denn was die KI nicht kann und auch nur schwer „erlernen“ kann, sind Emotionen und passgenaue Betonungen. Auch bei Eigennamen kommt es teils zu skurrilen Ergebnissen.
Trotzdem sollte man auch die Einsatzzwecke, das Budget und die Gewohnheiten der Zuschauer beachten. Gerade im Social-Media Bereich ist KI (leider) fast zum Standard geworden und wir als Konsumenten gewöhnen uns langsam daran. Immerhin hat z. B. YouTube das Problem erkannt und streicht bei massenhaft erstellen Inhalten ohne kreative Leistung die Monetarisierung.
ℹ️ KI-Stimmen kannst du in der Regel nicht überall kostenlos nutzen (sofern der Zugang zur Plattform nichts kostet). Die meisten Plattformen begrenzen die Nutzung in den Lizenzbedingungen.
Der Praxistest: Wie gut sind KI-Stimmen?
Wie klingen nun KI-Stimmen? Dafür habe ich die Einleitung von diesem Artikel einmal erstellen lassen. Einmal mit dem aktuell besten Tool ElevenLabs, einmal mit dem Stock-Anbieter Artlist und der Audiobibliothek 🛒 Epidemic Sound*. Ich habe bewusst keine Einstellungen angepasst und die jeweilige Standardstimme gewählt.
Die Ergebnisse sind verblüffend und für bestimmte Einsatzzwecke absolut zu gebrauchen. Mit guten Prompts (wie soll die Stimme klingen) und ggf. mehreren Versuchen lassen sich die Ergebnisse noch weiter verbessern. Die Ausgaben sind übrigens immer unterschiedlich, auch beim gleichen Text. Ein deutlich schlechteres zweites Beispiel von Artlist (vor allem der Beginn und die Betonung am Ende) habe ich daher ebenfalls eingebunden.
Viele Plattformen haben die meisten Stimmen aus dem Englischen und deutsche KI-Stimmen sind im Verhältnis noch recht selten. Wenn eine amerikanische Stimme für eine deutsche Ausgabe ausgewählt wird, klingt das oft weniger gut. Folgend ein Beispiel von Epidemic Sound mit einem englischen Sprecher (eingestellt auf deutsch). Die langen Pausen sind im Original so und ich habe nichts an den Beispielen verändert, um einen Vergleich zu ermöglichen. Für eine sinnvolle Nutzung müsste man an dieser Stelle daher kürzen oder auch das Sprechtempo beim Erstellen etwas erhöhen.
Viele Plattformen wie Epidemic Sound nutzen für die Erstellung die Stimmen echter Menschen (in der Regel Schauspieler, Sprecher, …), daher sind auch die deutschen Ergebnisse oft nicht besonders gut. Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt:
Voice-Cloning: Die eigene Stimme nachbauen
Viele Plattformen ermöglichen sogenanntes Voice-Cloning, also das Erstellen einer KI-Stimme auf Basis der eigenen. Dafür reichen meist schon wenige Sekunden oder Minuten einer eigenen Aufnahme aus. Das Ergebnis hörst du folgend. Erstellt habe ich das mit ElevenLabs mit einem Soundbeispiel von gerade mal etwas über eine Minute. Laut ElevenLabs genügen bereits zehn Sekunden, für ein hochwertiges Ergebnis kann aber auch deutlich mehr hochgeladen werden. Auch spielt es natürlich eine Rolle, wie hochwertig die Aufnahme ist. Das ganze funktioniert, aber ans das Original kommt es nicht heran.
Diese Technologie ist erstaunlich, birgt aber auch viele Risiken. So verlangen zwar die großen Anbieter einen Nachweis, dass es sich um die eigene Stimme handelt oder die Rechte dafür vorliegen – aber das verhindert natürlich keinen Missbrauch. So gut die Technologie auch sein mag, sie ist auch ein Risiko und ich finde eine verpflichtende Kennzeichnung von KI-Inhalten daher auch generell sinnvoll. Wie das im Audiobereich aussehen kann, weiß ich aber nicht. Es bleibt spannend, wie wir uns als Gesellschaft mit den Möglichkeiten auseinandersetzen.
ℹ️ Die eigene Stimme ist durch das Persönlichkeitsrecht sowie bei Aufzeichnung auch über das Urheberrecht geschützt. Ohne Einwilligung darf niemand deine Stimme klonen oder nutzen. Generell ist die Nutzung durch KI ein heikles Thema und der Branchenverband hat Anfang des Jahres sogar einen Tarifvertrag abgeschlossen.
Wann sind KI-Sprecher sinnvoll?
So gut die Ergebnisse auch sind, so austauschbar klingen sie. Echte Emotionen, richtige Betonungen oder die korrekte Aussprache von Namen trüben das Gesamtbild. Daher sehe ich nur einige sinnvolle Einsatzarten:
- Wenn nur sehr wenig benötigt wird, z. B. für ein Intro oder einen Dialog
- Für schnelle und einfache Übersetzungen in andere Sprachen
- Kurze Clips oder Projekte mit einem geringen Anspruch oder Budget
- Interne Projekte (z. B. ein Erklärvideo), bei denen es eher auf den Inhalt als auf ein packendes Erlebnis ankommt. Wobei auch das ein wichtiger Teil der Kommunikation und Motivation sein kann und daher differenziert betrachtet werden sollte.
- Korrekturen von wenigen Sätzen oder für die Erstellung von Schnittfassungen
Außerdem sehe ich gute Einsatzzwecke für eine erste Preview. Der Videoschnitt kann durch eine KI-Stimme deutlich erleichtert werden und auch nachträgliche Anpassungen sind kostengünstig möglich. So kann am Schnittplatz das Projekt wachsen, ohne sich Gedanken um eine Korrektur oder Ergänzung des Sprechertextes machen zu müssen.
Für alle anderen Zwecke sind meiner Meinung nach die ggf. höheren Kosten für echte Sprecherinnen und Sprechern eine gute Investition. Denn ein Film lebt nicht nur vom Bild, sondern auch ein gut eingesprochener Kommentar trägt maßgeblich zum Gesamteindruck bei. An dieser Stelle den Rotstift anzusetzen oder mit Laien (wie z. B. eigenen Mitarbeitern) zu arbeiten, kann daher schnell zu einem deutlich schlechteren Ergebnis führen.
Die Zukunft von KI-Stimmen in Videos
Die Frage ist, wie der konkrete Unterschied wahrgenommen wird und welchen Mehrwert eine professionelle Aufnahme von einem echten Menschen bietet. Wenn dieser Mehrwert kaum hörbar ist, liegt die KI-Version in der Regel vorn. Außerdem ist die Flexibilität unfassbar groß: eine riesige Sprecherauswahl, einfache Anpassungen und geringe Kosten.
In unseren Projekten sind KI-Inhalte dennoch recht selten und auch die Kommentare sind im Normalfall echt. Im Gesamtbudget der Projekte fällt das aber auch nicht so ins Gewicht, wie in kurzen Clips. Aber die Alternativen zu echten Sprecherinnen und Sprechern sind auf dem Vormarsch und tatsächlich absolut brauchbar – zumindest bei Projekten mit wenig Budget oder geringem Anspruch. Grundsätzlich empfehle ich derzeit aber den Einsatz echter Sprecherinnen und Sprechern, einerseits wegen der höheren Qualität, andererseits um diesen wichtigen Berufszweig zu erhalten.
Wie ist deine Meinung? Schreibe es gerne in die Kommentare.
FAQs zu KI-Stimmen für die Videoproduktion
Wie gut sind KI-Stimmen im Vergleich zu echten Sprecher/innen?
KI-Stimmen klingen inzwischen erstaunlich natürlich, vor allem bei Standardtexten. Bei emotionalen Inhalten oder komplexer Betonung sind professionelle Sprecher/innen jedoch meist deutlich überlegen.
Darf ich KI-Stimmen kommerziell nutzen?
Das hängt vom Anbieter ab. Viele Plattformen bieten kommerzielle Lizenzen, allerdings meist nur im Rahmen eines kostenpflichtigen Abos. Wichtig: Immer die Lizenzbedingungen prüfen, besonders bei YouTube, Werbung oder Unternehmenskommunikation.
Was ist Voice Cloning und ist das legal?
Voice Cloning bezeichnet das Erstellen einer KI-Stimme basierend auf einer echten Stimme. Somit kannst du nach dem Upload einer kurzen Stimmprobe geschriebene Texte mit der jeweilige Stimme sprechen lassen. In Deutschland darfst du nur deine eigene Stimme klonen, oder du brauchst eine ausdrückliche Zustimmung der betreffenden Person.
Muss ich KI-Stimmen kennzeichnen?
Aktuell gibt es in Deutschland keine Pflicht zur Kennzeichnung von KI-generierten Stimmen, das könnte sich jedoch in Zukunft änder. Eine freiwillige Kennzeichnung ist aus ethischer Sicht aber sinnvoll.
Was kostet die Erstellung von KI Voice Over?
Die Kosten für KI-Stimmen variieren je nach Anbieter und Nutzungsart. Viele Plattformen bieten kostenlose Testversionen oder geringe Einstiegspreise (z. B. ab 5–20 € pro Monat). Eine professionelle Nutzung mit kommerzieller Lizenz kostet aber meist mehr. Im Vergleich zu professionellen Sprecher/innen sind KI-Stimmen aber in der Regel günstiger, dafür muss man aber bei Qualität, Emotionalität und Flexibilität Abstriche machen.