Wie man einen Greenscreen Hintergrund entfernt
Ein Greenscreen ist eine gleichmäßige grüne Farbfläche, die hinter einer Person oder einem Objekt aufgebaut wird. Der Farbton wird dann mit einer Software entfernt und durch ein beliebiges Video oder Bild ersetzt. Im Nachrichtenstudio steht der Sprecher schließlich in einem digitalen Raum, der Wettermoderator erklärt an der Wetterkarte die Situation der kommenden Tage oder der Schauspieler läuft im antiken Rom am Kolosseum vorbei. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig und tauchen in einer Vielzahl von Produktionen auf.
Im Folgenden zeige ich dir, wie die grüne Hintergrundfarbe verschwindet und welche Arbeitsschritte für ein gutes Ergebnis wichtig sind. Außerdem erkläre ich dir, auf was du besonders achten solltest und wie du die perfekte Studio-Aufnahme selbst erstellen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein guter Greenscreen Hintergrund?
Wichtig ist hier vor allem, dass die Fläche einen gleichmäßigen Farbton aufweist und nicht reflektiert. Verschiedene Grüntöne (z.B. durch den Hintergrund selbst, einen Schattenwurf oder Verunreinigungen) funktionieren zwar grundsätzlich, erhöhen aber den Aufwand beim späteren Videoschnitt. Welcher Farbe genau verwendet wird ist aber tatsächlich zweitrangig, wobei es welche gibt, die besonders gut geeignet sind. Es gilt grundsätzlich: Je „greller“, desto besser.
Warum aber gerade Grün? Tatsächlich funktioniert die Technik mit jeder Farbe, aber zwei haben sich bewährt: Grün und Blau (Bluescreen). Warum das so ist, hat mehrere Gründe. Der wichtigste ist, dass diese am menschlichen Körper üblicherweise nicht vorkommen und sich gut von Hauttönen abheben.
Für die Aufnahme einer Person vor dem Greenscreen ist es zudem wichtig, dass die Kleidung keine Grüntöne enthält, da somit „Löcher“ im Körper entstehen würden. Auch auf die Vermeidung starker Reflektionen auf z.B. glänzenden Kleidungsstücken oder der Brille sollte geachtet werden.
Für die Einrichtung eines Greenscreenstudios hast du verschiedene Möglichkeiten. So kann bei einer dauerhaften Installation eine Wand grün gestrichen werden (dafür gibt es Spezialfarben) oder aber man setzt auf tragbare Lösungen. So sind Hintergrundsysteme mit einem grünen Stoff oder Papier erhältlich aber auch Faltreflektoren für kleine Flächen.
Mein Tipp ist ein ausfahrbarer Greenscreen-Rollo. Wir nutzen selbst z.B. den Elgato Green Screen. Der ist in verschiedenen Größen erhältlich und lässt sich schnell auf- und abbauen. Nachteil ist allerdings die maximale Höhe. So ist eine Aufnahme im Stehen oft nicht so einfach möglich. Wenn es daher etwas größer sein muss oder mehrere Personen Platz vor dem Greenscreen haben sollen, ist der Manfrotto Panorama Hintergrund eine Empfehlung. Ein Stecksystem aus Aluminiumrohren erlaubt ebenfalls einen einfachen Aufbau und eine platzsparende Lagerung. Auch dieses System setzen wir schon jahrelang erfolgreich ein und siehst du auch auf dem Bild oben.
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Die richtige Beleuchtung ist wichtig
Nachdem der Hintergrund steht oder die Wand in giftgrün erstrahlt, geht es an die Ausleuchtung. Dafür sind in der Regel mehrere Lampen notwendig. Es bietet sich an Personen mit der sogenannten Drei-Punkt-Beleuchtung auszuleuchten. Wie das funktioniert, zeigt die folgende Grafik. Du kannst die einzelnen Lampen anklicken, um mehr darüber zu erfahren.
Wichtig für eine Aufnahme im Greenscreen-Studio ist es, Schattenwürfe auf den Hintergrund zu vermeiden. Schatten erzeugen nämlich einen anderen, dunkleren Grünton. Du solltest daher mit weichem Licht arbeiten, damit die Schatten weniger hart auf den Hintergrund fallen. Nutze hierfür am besten eine Softbox.1 Mit zusätzlichen Lampen kannst du auch den Hintergrund unabhängig von der Person beleuchten. Das hilft vor allem, um dunklere Bereiche aufzuhellen.
In einem Raum mit Fenstern ist es ratsam auf die Sonneneinstrahlung zu achten, damit sich das Licht nicht während deiner Aufnahme verändert oder auf den Hintergrund fällt. Das führt im Videoschnitt zu einem deutlichen Mehraufwand. Dunkle den Raum also am besten ab und nutze nur die (Film-) Lampen. Damit bist du maximal flexibel und unabhängig von äußeren Einflüssen.
Bonus-Tipp: Es hilft, die Person möglichst weit weg vom Greenscreen zu positionieren. Oft ist es sogar möglich, die Schatten ganz aus dem Bild zu nehmen, indem du die Lampen höher aufstellst und der Schatten somit erst außerhalb des Bildes zu sehen ist.
Für die Ausleuchtung eines Greenscreens solltest du auf Lampen mit einem weichen Licht achten. Hierfür gibt es verschiedene Systeme und Hersteller. Wir nutzen für die meisten Produktionen Lampen von Aputure* mit einer Softbox (noch einfacher mit einer “Lantern”). Für kleinere Projekte empfehle ich aber kleine Flächenleuchten, wie das Elgato Key Light. Diese lassen sich bequem per App oder am Desktop steuern.
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Nutze eine hochwertige Kamera
Grundsätzlich funktioniert das Freistellen (= Lösung des Motivs vom Hintergrund) mit Aufnahmen von jeder Kamera, also auch mit Videos vom Smartphone. Professionelle Kameras sind aber besser geeignet, da diese in der Regel eine hohe Auflösung ermöglichen (mehr Details sorgen für klarere Kanten) sowie die Aufnahme wenig komprimieren.
Vereinfacht ausgedrückt speichern günstige Kameras in der Regel nur Daten in der Videodatei, die das menschliche Auge auch wahrnehmen kann. Konkret ist das z.B. die Unterscheidung zwischen Helligkeit und Farbe. Das Auge nimmt Farbinformationen im Gegensatz zu Helligkeitsinformationen nur reduziert wahr. Daher kann man ohne sichtbaren Qualitätsverlust in der Videodatei z.B. nur die Hälfte der möglichen Farbinformation bei voller Helligkeitsinformation speichern. Das reduziert die Dateigröße merklich. Das Verfahren nennt man “Farbunterabtastung” und wird in fast allen gängigen Formaten angewendet. Für Aufnahmen im Greenscreen-Studio können aber gerade diese Farbinformationen im Schnitt von Bedeutung sein. Wir sehen zwar optisch keinen Unterschied, aber die Software kann diese Daten zum Freistellen dennoch nutzen. Wenn du für deine Kamera 4:2:2 oder sogar 4:4:4 auswählen kannst, ist das ideal.
Wenn du mit dem Smartphone aufnimmst, schaue vorher in den Einstellungen. Wähle dort die höchste Auflösung und Framerate sowie ein möglichst unkomprimiertes Format. Auf dem iPhone wähle, sofern vorhanden, ProRes. Das bietet die beste Qualität, kann aber nicht immer problemlos auf jedem Computer abgespielt werden. Prüfe das am besten im Vorfeld.
Bonus-Tipp: Stelle eine möglichst kurze Belichtungszeit ein, damit jedes Bild scharf ist und wenig Bewegungsunschärfe entsteht. Das erleichtert das Freistellen.
Chroma-Keying in der Schnittsoftware (After Effects)
Nachdem du nun die Aufzeichnung beendet hast, kommt die eigentliche „Zauberei“, das sogenannte Chroma-Keying2. Im Schnitt wird nun der grüne Hintergrund durch ein abstraktes Bild ersetzt. Ich zeige dir das anhand des Effekts Keylight in Adobe After Effects. Grundsätzlich bieten aber die meisten Schnittprogramme, wie das kostenlose DaVinci Resolve, eine Möglichkeit dazu. Es gibt aber teilweise, vor allem bei kostenloser Software, erhebliche Qualitätsunterschiede.
Je komplexer die Aufnahme, desto aufwändiger das Keying
Zugegeben ist das Beispiel ziemlich einfach. Vor allem, da sich die Kamera nicht bewegt und ich stillstehe. Außerdem deckt der Greenscreen den kompletten Hintergrund ab. Trifft das nicht zu, kann der Aufwand stark ansteigen. So muss sich dann z.B. der Hintergrund an die Bewegung der Kamera anpassen oder Bildbereiche müssen mit Masken ausgenommen werden.
Falls du selbst einmal einen Greenscreen entfernen möchtest, kannst du dies mit der kostenlosen Software DaVinci Resolve machen. ► Wie genau das geht, zeige ich dir im Kurz & Knapp Kurs.
Hast du schon einmal eine Greenscreen-Aufnahme gemacht? Schreibe es gerne mit deinen Erfahrungen in die Kommentare.
Fußnoten
- Softboxen erzeugen ein weiches, gleichmäßiges Licht und minimieren harte Schatten. Meist handelt es sich um eine faltbare Lichtwanne mit diffusem Stoff, die an der Lampe angebracht wird. ↩︎
- Chroma Keying beschreibt das Freistellen von Bildinhalten auf Basis eines Farbtons. Daneben gibt es noch einige andere Verfahren wie das Luma Keying, das mit Helligkeitswerten arbeitet. ↩︎
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Tag:After Effects, Greenscreen, Lampen